Octavie Wolters

Begründung der Jury

Während seiner Flüge durch die Landschaften bekommt der Starenvogel die Idee, über seine schönen Eindrücke ein Lied zu singen. Er besucht die Nachbarvögel reihum – Specht, Eule, Eisvogel, Rotkehlchen, Schwalbe, Ente, Pfau und auch seine Mit-Stare. So erhält er wertvolle Hinweise, was alles unbedingt zu besingen gilt.
Ein bräunliches, packpapierähnliches Bezugsmaterial verbindet die Buchdeckel zu einem robusten Pappband. Technik und Flächenaufteilung des Titelbildes geben stilistisch deutliche Hinweise, wo die Reise hingeht. Die Illustratorin und Schriftstellerin Octavie Wolters entwickelt die Doppelseiten zu großzügigen, querformatigen Schwarzweißgrafiken. Selbstverständlich setzt sie den Bund taktisch ein, indem er seine Scharnierfunktion nicht nur beim Umblättern, sondern auch in den Bildern selbst ausübt: Die Bildmotive wölben sich wörtlich den Betrachtenden entgegen. Das funktioniert deshalb so gut, weil sich in der gewählten Bildtechnik mit präzise abgegrenzten Formen wunderbare Formkompositionen in Schwarz und Weiß entfalten. Allein Schnabel und Beinchen unseres Gesangsstares hat Wolters gelb koloriert.
Es ist der Linolschnitt mit seinem faszinierenden Positiv-Negativ-Spiel, wenn man bedenkt, dass in das Linoleum, die Druckplatte, ja die papierweiß bleibenden Bildteile eingearbeitet werden. Die Künstlerin muss beim Schneiden also im Negativ denken. Sie führt den Geißfuß, mit dem sie die Zeichnung aus dem Linoleum hebelt, fast so locker wie einen Stift – als leiste das Material kaum einen Widerstand.