Reem A., Rebecca Blady, Kristin Pietrzyk u.a.
Der Halle-Prozess: Hintergründe und Perspektiven
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Am 9. Oktober 2019 hatte sich die jüdische Gemeinde in der Synagoge zu Halle versammelt, um ihren höchsten Feiertag zu begehen. Ein rechtsextremer Terrorist versuchte vergeblich, mit Mordabsicht in die Synagoge einzudringen. Anschließend schoss er auf mehrere Passanten und ermordete zwei Menschen, mehrere wurden schwer verletzt.
Die Publikation befragt die Umstände der Tat und ihre juristische Aufarbeitung. Die Synagoge stand nie unter Polizeischutz, nicht einmal zu Feiertagen. Das Gerichtsurteil wertete die Angriffe auf einen Imbissbetreiber und einen Passanten nicht als Mordversuch.
Kritische Texte, Aufsätze und Interviews, stellen das Ereignis in einen gesellschaftspolitischen Zusammenhang. Die Gestaltung des Bandes trägt den erschütternden Befunden durch eine streng sachliche Typografie Rechnung. Würde das mit einem sorgfältigen Satzspiegel, gut eingerichteter Schrift, funktionaler Platzierung der Paratexte und einwandfreiem Druck und Verarbeitung bereits hinreichend gelingen können, geht hier das typografische Konzept weit darüber hinaus. Der jeweils eigene Charakter der Perspektiven drückt sich in individuellen Satzspiegeln aus. Mit den realisierten Varianten allein ließen sich sechs bis sieben eigenständige Bücher gestalten. Diese Sorgfalt entspricht dem Anliegen der Herausgeber, deutlich zu machen, dass mit dem Strafprozess die strukturellen Voraussetzungen von Antisemitismus nicht beseitigt werden.