Oliver Jeffers
Die Fabel von Fausto
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Ein anspruchsvoller Herr – zu erkennen an Krawatte, Weste und nadelgestreiftem Beinkleid – glaubt, ihm gehöre die ganze Welt. Nun will Fausto es wissen. In einer Druckzeile aus großen Bleisatzlettern mit deutlichen Abnutzungsspuren sagt er zu einem bescheidenen Blümchen: Du gehörst mir. Dass dieser Satz eine Drohung war, bezeugt die folgende Doppelseite. Die kugelige Blüte in neonroter Sonderfarbe schmückt nun Faustos Brusttasche, zurück bleibt der verstümmelte Stiel.
Die bräunlich monochromen Illustrationen wurden im Original als lithografische Drucke angelegt und hier auf einem festen, matten Papier wiedergegeben. Neonfarbe setzt Akzente – so beim Blümchen, beim Berg als abendliche Lichtstimmung oder als Emotionssteigerung, wenn der Protagonist vor Wut bebt, weil sich die Wunschobjekte seiner Habgier widersetzen. Die Bildkompositionen sind derart auf das Wesentliche konzentriert, dass großzügige Weißräume entstehen, die eine hintersinnige Spannung erzeugen – und allein durch ihre Gestaltung eine Antwort geben auf die Frage: Wann ist es genug? Dass offen gestaltete Räume Beziehungsräume sind und keine Stauräume, das wird Fausto nie erfahren.