Torben Kuhlmann
Die graue Stadt
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Die Einbandillustration: Hinter Dächern und Backsteinkaminen schieben sich die glatten Wände von Rasterfassaden empor. Noch vor dem ersten Textkapitel verdichtet sich die bleischwere Atmosphäre: Wie eine Kollage aus Los Angeles, Paris und Hongkong staffeln sich über den Kurven aufgestelzter Stadtautobahnen die Mansarddächer mit Giebelfenstern und dahinter hochkantige Wolkenkratzer. Das alles ist in feinen Abstufungen monochrom schattiert, minutiös, ja geradezu penibel aquarelliert – und genau darin liegt der Plan der Geschichte.
Schon am ersten Tag nach dem Familienumzug in die neue Stadt wird der Tochter Robin klar:
Hier wird sie ihr graues Wunder erleben. Die triste Stimmung der Bilder ließe sich anfangs noch auf das trübe Wetter schieben. Als Robin durch das Schaufenster eines Farbengeschäfts stiert, erkennt sie mit schreckgeweiteten Augen: Etwas stimmt hier nicht. Alle Farbtuben sind grau – mausgrau, aschgrau, grüngrau, steingrau. Alles, aber auch wirklich alles in dieser Stadt ist grau. Es entwickelt sich ein dystopischer Krimi, denn das graue Einerlei ist organisiert: In der Stadt herrscht eine Art Grau-Kartell.
Auffällig sind die Autotypen: amerikanische Schlitten neben Trabis und anderen Siebziger-Jahre-Karossen. Durch solche retromäßigen Details wirken die filmisch inszenierten Bilder wie eine subtile Parabel darauf, dass planwirtschaftliche ebenso wie konsumistische Ökonomie zu Gleichmacherei führt. Um den Plot nicht zu spoilern, sei nur so viel verraten: Ganz nebenbei wird der Unterschied zwischen subtraktiver und additiver Farbmischung erklärt.