Volker Mehnert
Die großen Flüsse der Welt
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Im opulenten Format eines Folianten öffnen sich die Landkarten von Donau, Mississippi, Kongo und Mekong. Mittendrin verdoppeln Ausklappseiten sogar die Karte des Nil, damit auch das Alte Ägypten zu Ehren kommt. Das Blau des jeweiligen Flusslaufs und die Grün- oder Beigetöne der Landflächen bilden das Bühnenbild für landestypische Szenerien. Die Erläuterungstexte stehen wortwörtlich im Hintergrund.
Woher rührt die Faszination der Gesamtwirkung? Eine kurze Analyse der Bildkomposition ergibt, dass immer ein oder zwei größere Hauptfiguren die Ankerpunkte der Blickführung sind. Diese, wie auch alle weiteren Einzeldarstellungen, sind als Collagen aufgefasst, wie aus Farbpapier geschnittene Schablonen mit eindeutigen Konturen. Die vom Frostwind gekämmte Struktur des Braunbärenfells aus parallel geschwungenen Linien kehrt einige Seiten später in der Strömung der Wasserfälle von Iguazú wieder. Jede Vignette ist ein eigenes Illustrationskunstwerk, jedes besitzt die gleichbleibende Detailfreude.
Entscheidend für die Lebendigkeit der Karten ist es, dass kleinere Einzelbilder nach unten skaliert werden – und nicht nach Lehrmeinung, von vorneherein im gleichen Verhältnis zur Endgröße gezeichnet worden sind. Dadurch entstehen unterschiedliche Maßstäbe auf derselben Karte. Deshalb möchte man mit dem Finger pulend und den Kopf vorstreckend, von der Haptik des Kartons gebannt, in die geografischen Schatzkarten regelrecht reinkriechen. Dann erst zieht man die Legenden zurate, dann stimmt auch wieder deren kleiner Schriftgrad. So wird aus einem Wimmelbuch ein Entdeckerbuch.