Fabian Saul
Die Trauer der Tangente
Roman
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Fast erklärend weist das radikal reduzierte Cover von „Die Trauer der Tangente“ das Wort „Roman“ auf, denn Debütautor Fabian Saul hat eine ganz eigene Form des Erzählens definiert. In Fragmenten erinnert hier der Protagonist an einen verstorbenen Freund, dessen Tod sein eigenes Leben ins Wanken brachte. Verschiedene Personen, Orte und Erinnerungen werden in kurzen Absätzen skizziert, eine Art vielstimmiges Geflecht der Erinnerung entfaltet sich Seite für Seite. Poetisch erzählt der Autor von dem, was war und dem, was hätte sein können.
Um diesem nicht linearen Aufbau Struktur zu geben, kommt der Buchgestaltung dieses kraftvollen Werks eine besondere Bedeutung zu: Eine fein gesetzte Marginalspalte gibt Aufschluss über Orte und Personen, sie sorgt für Orientierung und Halt. Der Satz bleibt ansonsten wohltuend klassisch und lässt dem Inhalt seine Wirkungskraft. Die sorgfältige Detailtypografie ist überdies nicht nur präzises Handwerk, sondern unterstützt maßgeblich den Lesefluss, der aufgrund der abrupten Sprünge zwischen Erinnerungssplittern verschiedener Personen und erzählerischen Rückblenden herausfordernd ist.
Mit einem schlichten Einband, der lediglich papierene Knickfalten sowie Titel und Autor aufweist, präsentiert sich dieser Debütroman auf den ersten Blick recht zurückhaltend. Aufmerksamkeit erzielt schon hierbei das farblich abgestimmte Kapitalband sowie das korrespondierende Lesebändchen. Doch erst beim Lesen offenbart sich die gestalterische Kraft in ihrer ganzen Tiefe – sie interagiert mit dem Inhalt und schafft ein spannendes Gesamtwerk.
///
The word “Roman” (meaning novel) adorns the radically pared-back front cover of this debut work by Fabian Saul. It could be read almost as an explanation, given the highly unconventional way in which Die Trauer der Tangente tells its story. In a series of fragments, the protagonist remembers a deceased friend whose death shook the foundations of his own life. Various people, places and memories are sketched out in brief paragraphs so that a kind of polyphonic web of recollection unfolds. The author thus poetically outlines the way things were and might have been.
In the absence of a linear narrative, the book design plays a particularly important role in lending structure to this powerful work, with a refined marginal column for notes on places and people providing orientation and assistance. The typography is otherwise pleasingly conservative, never attempting to upstage the content. The thoughtful and precise details not only attest to the designer’s skill, they also significantly aid the flow of the text, which jumps abruptly between memory fragments relating to different people and narrative flashbacks, presenting a challenge for the reader.
With a simple cover featuring nothing but paper creases, the title and the author’s name, the book design initially seems extremely understated, despite the eye-catching colour-coordinated headband and matching bookmark ribbon. It’s only when you start reading that you appreciate the full extent of its achievement – the design interacts with the text, creating a fascinating whole.