Frank Viva
Ganz weit weg
Eine Geschichte in zwei Richtungen
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Das vergnügt-verträumte Wesen von einem fernen Planeten unternimmt eine extreme Reise: Aus dem All zur Erde bis zum tiefsten Meeresboden – oder umgekehrt, denn das Buch wechselt die Richtung. Durch den hohen Abstraktionsgrad der flächigen Bilder würden Erdlinge das eigentümliche Wesen vielleicht als Hybrid aus Qualle und Lampion beschreiben. Die Farben der scherenschnittartigen Formen sind auf pastelliges Blau, Rot und Gelb reduziert, sowie Schwarz und ein buntes Gelb. Dieses Gelb zeichnet die Spur dessen Reise – wie durch eine Nabelschnur in ständiger Verbindung mit Startpunkt und Ziel gleichermaßen.
Es ist gewiss nicht das erste, das als Buch mit zwei Anfängen ohne Vorn und Hinten konzipiert ist. Meistens stülpt man es um, und beide Geschichten treffen sich in der Buchmitte.
Hier aber dreht man das Buch um 90 Grad und blättert – egal, welchen der beiden Deckel man zuerst aufschlägt – komplett durch bis zum Ende, der auch ein Anfang ist, blättert wieder zurück, was aber nun ein neues Vorwärtsblättern ist – und will am Ziel eigentlich sofort wieder los. Es sind dieselben Bilder, dieselben Texte, dieselben Buchseiten, die zwei Abenteuer zugleich verkörpern.
Sprache und Büchern sind die Fähigkeit zu eigen, den Wust von Phänomenen, Ereignissen und Gedanken analytisch wie synthetisch zu bearbeiten, also in ein geordnetes Nacheinander zu zerteilen, ja, dadurch überhaupt erst mitteilbar zu machen. Dass das Gelesene oder Gesehene dann nicht einfach nur hinter einem liegt, sondern als innere Erfahrung auf unerwartete Weise vorliegt, genau das führt dieses Buch auf zauberhafte Weise vor Augen.
Eine Jo-Jo-Geschichte, ein Jo-Jo-Buch.