Birgit Ortner u.a.
Gemeindebuch Lech
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- Fachbücher - Wissenschaftliche Bücher - Schulbücher
Begründung der Jury
Ein Schutzumschlag ohne Titel – seltsam, kein Wort steht vorn drauf. Ein Foto erstreckt sich als Großformat über das komplette Umschlagformat samt Rückseite und Klappen. Als ob das Druckwerk von einer Tarnkappe verhüllt wäre; das ist der Effekt, wenn man mit unscharf gestellten Augen die Camouflageflecken – diese für Satellitenbilder typische Ikonografie – wahrnimmt, die dann im Fokus als Hochgebirgsregion auszumachen sind.
Einzig auf dem Rücken liest man die gehörig gesperrten Versalien: Gemeindebuch Lech. Die Kürze der Klappe verleitet die Hand dazu, den Umschlag abzustreifen, was man ja normalerweise nicht tut. Und siehe da: Dasselbe Gelände im selben Ausschnitt im verschneiten Winter.
Der nächste Griff geht zum Buchdeckel und landet auf dem Leinenbezug, zwischen deren helle Kette und Schuss eine dunkle Grundierung durchschimmert. Er macht einen robusten, aber vor allem natürlichen und sehr feinen Eindruck. Die dort geprägte Titelzeile in der schon vom Umschlagrücken bekannten Form verleiht dem Werk sogar etwas Feierliches. Überraschenderweise verlängert sich das Tasterlebnis, denn für das Vorsatz wurde dasselbe Gewebematerial gewählt. Welcher Laie hat schon einmal die Gelegenheit, ein Buchleinen von hinten zu sehen?
Viel mehr noch gäbe es zur gestalterischen Aufmerksamkeit und Sorgfalt des ganzen Buchinhalts zu sagen, vom asymmetrischen Satzspiegel, den schönen Kontrasten der Schrifttypen, der sinnfälligen und abwechslungsreichen Bildpositionierung.
Ein Alpendorf gönnt es sich, seine Landschafts-, Kultur- und Wirtschaftsgeschichte in einem geschmackvoll produzierten Buch zu präsentieren, völlig getragen von dem Selbstbewusstsein, so sehr in die natürlichen Gegebenheiten eingebettet sein. Ohne Standortideologien, ohne politischen Hochglanz.