Beate Fricke
Holy Smoke
Censers Across Cultures
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Eine Verpackung als Metapher: Eine leuchtorange glühende Banderole umringt das in Kohlepapier eingeschlagene Buch. Man zieht die Banderole ab und befreit den Band vom flatternden Durchschlagpapier. Während dieser Prozedur legt sich die Schwärze auf die Finger, und man selbst verschmiert damit das graue Einbandgewebe des druckfrischen Werks. Die Silhouetten von Räuchergefäßen wurden schwarz auf die Buchdeckel geprägt; nun erinnern sie an Holzkohlebröckchen.
Kultischer Rauch ist Träger von Botschaften des Menschen an höhere Instanzen. Thema des Buches sind die Gefäße seiner Zubereitung und ihre Rolle in verschiedenen Religionen und Epochen. Das dünne, leicht durchscheinende Papier korrespondiert mit dem Ätherischen. Geradezu wunderlich ist die gedruckte Qualität der Abbildungen: Die polierte Bronze eines ägyptischen Dreifußes oder die Glasur eines japanischen Gefäßes behalten selbst auf diesem saugenden Papier ihren Glanz. Die Objekte sind aufmerksam fotografiert, behutsam wurden die Details durch die Druckvorstufe gerettet und schließlich in einem besonnenen Druck herausgekitzelt.
Der Satzspiegel verschränkt symmetrische mit asymmetrischen Merkmalen. Einführungstexte stehen in größerer Schrift linksbündig auf ganzer Seitenbreite. Die traditionelle Kolumne im Blocksatz sitzt weit oben und bildet breite Außen- und Fußstege. Das wirkt elegant und erinnert an die Epoche, in der Bücher intensiv benutzt und immer wieder vom Buchbinder aufgearbeitet werden mussten – vor allem aber treffen die breiten Greifränder Vorsorge für die Abdrücke kohleverschmierter Finger.