Begründung der Jury

Ein neues Bauwerk schmiegt sich an einen steilen Hang der Berge von Hokusetsu. Es ist die Kapelle mit Besucherzentrum eines japanischen Friedhofs. Das Gebäude besteht nicht bloß aus umbautem Raum, es entsteht vielmehr durch die Zwiesprache mit seiner Topografie. Deshalb spielt die gärtnerische Komponente eine große Rolle in dieser kleinen Architektur-Monografie.

Einer der Aufsätze trägt den Titel „In Freude oder Trauer, Blumen sind unsere treuen Begleiter”. Er bespricht die Bepflanzung, Blühzeiten und Symbolik. Deshalb zeigen die Fotografien den Neubau im Wechsel der Jahreszeiten. Dafür wurde ein elfenbeinfarbenes Papier ausgesucht – ein gestrichenes, aber so matt wie möglich. Die Texte in Englisch und Japanisch stehen auf leicht getöntem Papier. Bei Streiflicht betrachtet, offenbart es seine deutliche Filzstruktur. Beim Umblättern der Seiten überrascht noch etwas: sein ungewöhnlich heller Klang.

Die Abwechslung von Bilderserien und Aufsätzen sorgt dafür, dass der Buchblock von außen zarte Streifen zeigt. Bei Fadenheftung und offenem Rücken lässt er sich ideal öffnen. Weiße und rötliche Fasern im Mikrobereich des roterdigen Umschlagpapiers bilden eine lebhafte Oberfläche.

Komplexe Riten bestimmen eine aufwendige japanische Bestattung. Über die gebotene Pietät geht die Buchgestaltung weit hinaus. Dieser Respekt erlaubt es, in dem Band auch eine Meditationsanleitung zu erkennen. Wie schön, dass der Abschluss des Buches ein Aufbruch ist: Das letzte Bildkapitel zeigt die Trauerarchitektur im Frühling.