Frank Berzbach, Jenna Gesse
Königswege zum Unglück
Ein gefährliches Buch
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Im Dunkeln kommen die Dämonen. Sie nisten sich in den Gedanken des Autors ein, ziehen ihn runter und rauben ihm den Schlaf. Nacht für Nacht notiert er sich die Schlüsselsätze, nummeriert sie durch und veröffentlicht sie schlussendlich als Buch. Eine Umschlaggestaltung im herkömmlichen Sinne fehlt – stattdessen ein ganzseitiger Disclaimer, die Warnung: ein gefährliches Buch.
Unheimlich an dem Buch ist erst einmal, dass nur einzelne Sätze auf den Seiten stehen. Linke Seite eine Nummer, rechte Seite ein Satz: »35 – Überschätzen, was ein Spiegel dir zeigt.« Kein Schönreden, sondern Benennen, Fixieren und Publizieren – das ist der Abwehrzauber, die magische Taktik, die das Selbstzerstörerische von Grübelschlaufen erkennt und die negativen Gedanken bloßstellt.
Die Buchgestaltung kleidet die Publikation in eine metaphorische Form. Papier und Umschlagkarton der Qualität »Caribic schwefelgelb« komprimieren die teuflischen Schwefelschwaden, aus denen Unheil aufzusteigen pflegt, zu einem durch und durch gelben Buchobjekt. Der komplette Text wirkt durch die Schreibmaschinenschrift in einer einzigen Schriftgröße wie ein Manuskript. Die Negativ-Aphorismen – also das Böse schlechthin – wurden mit den Typenhebeln einer echten Schreibmaschine in die Druckvorlage eingehämmert, regelrecht gepfählt. Die Buchstaben triumphieren, sie tanzen im Freiraum der Seiten aus der Reihe; die Gedanken werden zu Satzbildern, zu visueller Poesie umformatiert. Kein Ratgeber also, sondern eine Handreichung, sich selbst auf die Schliche zu kommen. Selbstzerstörungsprophylaxe sozusagen.