Christina Steinlein

Begründung der Jury

Enorm abwechslungsreiches Blättern, Staunen und Lesen bietet dieses Kinder-Sachbuch über das Wasser. Dank der redaktionell doppelseitig konzipierten Bildtafeln kommt das ganze Werk ohne Inhaltsverzeichnis aus, ohne Untergliederungen, ohne Infoboxen. In die bildliche Darstellung geschickt integrierte Textblöckchen fungieren auf zwei Weisen zugleich: Man kann sie als fortlaufende Erzählung lesen oder separat als Bildunterschriften.

Der handgeletterte Stil der Überschriften vermittelt zwischen Beschreibung und Illustration. Eine dosierte Palette von Blau- und Ockertönen dominiert das charakteristische Farbklima der flächigen Darstellungen; grobpunktig gesprühte Verläufe modulieren die vignettenhaften Formen. Zudem tauchen kaum jetztzeitgebunde Elemente auf. Das alles erzeugt eine Vintage-Atmosphäre – als blätterte man im Kinder- oder Schulbuch der Großeltern, in denen man die Dinge so klar, didaktisch und erzählerisch zugleich beschrieben fand; das matte Recycling-Papier tut sein Übriges.

Verwendung findet dieses Papier ebenso für den animierenden Einband, über den sich ein reizvolles Labyrinth aus Wasserleitung und Wasserschlauch windet. Von einem tiefen Verständnis für die Buchmaterialität zeugt ein unauffälliges Detail: Weil ohne Kaschur besonders an den Ecken des Einbandes Scheuerstellen drohen, wurden dorthin mit weißen Sprühpunkten dezente Verläufe gesetzt; sie beleben den wasserblauen Hintergrund als sprudelnde Bläschen – und integrieren vorausschauend das irgendwann abgeriebene Papier.