Jesper Wung-Sung
Opfer
Lasst uns hier raus!
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Dem lapidaren wie erwartungsschürenden Titel – Opfer – gelingt es nach bewährter, aber formal verfeinerter Tatort-Ikonografie zwischen Kimme, Korn und Ziel zu oszillieren: Habe ich als Betrachter das Opfer im Visier, oder halte ich ein Buch in der Hand, das jeden Moment in meine Richtung explodiert? Der Umschlag der Klappenbroschur ist wie ein Kleinplakat aufgefasst, deshalb wirkt er auch noch aus einer Entferung von acht, neun Metern.
Magnetischer kann man kaum in den Bann eines Jugendbuches gezogen werden, das sich, als Thriller inszeniert, einem gesellschaftskritischen Thema widmet. Wenn es einen getroffen hat und man das Buch öffnet, dann machen es die Textseiten sehr leicht, in die Geschichte abzugleiten. Mit einem offenkundigen, aber verblüffenden Trick wird die Bleiphobie (die Leute sollen zwar mehr Lesen wollen, aber doch nicht zu viel Text am Stück) kuriert: Die Seite in einem üblichen Hochformat wird einfach nur halb gefüllt, das heißt, die quadratische Kolumne ist auf die Seitenmitte gestellt.
Papierverschwendung? Nein, verlegerische Souveränität. Denn die großzügigen Papierräume befeuern die Phantasie des Lesers.