François Charbonnet u.a.

Begründung der Jury

Neben ihrem Architekturbüro wirken François Charbonnet und Patrick Heiz in der Hochschullehre. Ein schwerer Band präsentiert nun studentische Arbeiten in einer Fülle phantastischer labyrinthischer Collagen. Beispiel: Nur wenige Zutaten verwandeln die tonnengewölbte Basilika von St. Peter in Rom, der größten Kirche der Welt, in eine Abflughalle – auf einer fotografischen Zentralperspektive fügen sich Reklametafeln und Leuchtschriftbänder verblüffend plausibel und gleichermaßen verstörend in die barocke Raumausstattung ein.
Ein Schutzumschlag aus Klarsichtfolie trägt weiße, sachlich angeordnete Titelzeilen. Darunter stabilisieren dicke schwarze Deckelpappen den Quader. Nun blickt man durch den Folienrücken gewissermaßen in den gläsernen Maschinenraum des Buches, das heißt auf die blank liegenden Falzkanten der Lagen, den konstruktiv und funktional neuralgischen Bereich eines jeden Buches. Diese Klarheit strahlt auch die Innengestaltung aus.
In zwei Typen von Satzspiegeln gliedern anthologische Texte die Kapitel. Entweder spannen sich die literarischen Texte in großem Schriftgrad über die ganze Höhe der Buchseite, die auch über Bilddoppelseiten fließen. Oder ein Text zeigt sich in den kompakten, für Lesebücher typisch proportionierten Kolumnen – umspielt von ausgedehnten Papierflächen. Hier korrespondiert der Charakter des Grauwerts mit den filigranen Grundrissen und Ansichtszeichnungen. In einem Lageplan erkennt man, eingebettet in das römische Straßennetz, ein Rollfeld in den Gärten des Vatikans.