Sandra Walti, Tina Schmid

Begründung der Jury

Fluoreszierende Farbe glüht im Dunkeln: KINO – CINE. Extrem schlanke Großbuchstaben, wie die Leuchtschriften aus schlanken Neonröhren, mal statisch monumental, mal in eleganten Schreibschwüngen gebogen. Die Bauchbinde informiert: »Eine Reise durch die Schweizer Kinolandschaft«. Darunter: ein auffällig zurückhaltender Buchkörper. Fadengeheftet, runder Rücken und den Umschlag als Einband gedacht; denn das lederhaptische, vornehme Außenmaterial ist mittels schwarzem Vor- und Nachsatz mit dem Buchblock verbunden.

Die Hauptrolle in diesem Katalog spielt »der Kinosaal – ein vernachlässigtes Kulturgut«. Die Durchdigitalisierung von allem hat die Rezeptionsbedingungen von Filmen so weit reduziert, dass heute ein handtellergroßes Display ausreicht. Kinoerlebnisse jenseits der popcornübersäten Dunkelkammern sind fast zu historischen Erfahrungen geworden. Eine Vorstellung davon, in welchem Maße die Kinosäle selbst dazu beitrugen/beitragen, vermittelt dieses Buch, das in seinen Bildern natürlich auch ein Architekturführer zu dieser besonderen Bauaufgabe ist. Das entscheidende Unterhaltungsmedium des 20. Jahrhunderts ist mit den 111 Orten in die Landkarte der Kulturgeschichte eingeschrieben.

Auf unvermutet passende Weise gehen Kino und Buch eine Liaison ein: Gedanken, Phantasien und Träume haben ihre Orte. Dort im Raum des Kinos, hier im Körper des Buches.