Henning Wagenbreth
Rückwärtsland
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
„Die Millionen tauscht er ein gegen einen Lottoschein. Legt den Zettel ins Regal und vergisst die Superzahl.“ Wer sagt denn, dass die Zeit nur eine Richtung hat? Das wäre es doch: einmal ein visuelles Experiment wagen, bei dem die Dinge, statt auf dem Kopf zu stehen, sich retrosukzessiv entwickeln.
Im Blick zurück findet der Autor und Zeichner eine überbordende Quelle an Reimen, mit denen er sich ein sogenanntes Rückwärtsland ausmalt, sogar mit eigener Sprache (wer kennt sie nicht, die Fußballmannschaft „Sträwrov“?) Sie sind gesetzt in einer fetten Groteskschrift mit lebhaften Schwankungen der Strichstärke – eine gute Überleitung zu den Linienzeichnungen der zweispaltigen Bildsequenzen. Kompositionsprinzipien sind hier die Staffelung, die Verschachtelung und ein Horror Vacui. Demnach wird jede Fläche in Unterflächen gegliedert, die mit Strichelchen, Wellenlinien, Rautengittern, prismatischen Schraffuren und positiven oder negativen Punktierungen ausgefüllt wird, bis kein Winkel mehr übrig bleibt. Beliebt sind scharfkantige, spitze Ecken. Geradezu irrsinnig wird der Betrachter beim Genuss der Splash-Panels. Auf diesen ganzseitig angeschnittenen Panoramen kommt das poppige Kolorit zur vollen Geltung. Jede Parzelle ist eingefärbt. Dabei erhält jede Episode ihren eigenen Farbklang.
Was soll man nun davon halten? Die Neue Unübersichtlichkeit ist bereits ein paar Jahrzehnte alt, heute beherrschen die Narrative von Lügengeschichten das Lebensgefühl, aber hier endlich finden wir Trost: Das Absurde führt in eine heile Welt.