Jan Mammey, Falk Messerschmidt
Statues also die / Les Statues meurent aussi
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Im Jahr 1953 erschien ein französischer Dokumentarfilm mit dem Titel: »Les Statues meurent aussi«, »Statuen sterben auch«. Dieser Film über afrikanische Kunst in musealer Umgebung konnte – wegen der impliziten Kritik an der Lebendigkeit kolonialer Perspektive zunächst zensiert – in seiner vollständigen Länge erst 1968 vorgeführt werden.
Auf diesen Film beziehen sich Jan Mammey und Falk Messerschmidt auf ihrer Spurensuche in Paris. Sie fahnden auf Plätzen, in Parks, Museen, Bibliotheken, Kirchen und an Hauswänden nach dinglichen Hinweisen auf die koloniale Vergangenheit Frankreichs.
Die Fotografen detektieren 31 Orte. In einem schematischen Plan auf den vorderen Umschlaginnenseiten sind sie verzeichnet und dienen gleichzeitig als Inhaltsverzeichnis. Noch vor dem Innentitel bietet die Bildstrecke zu Beginn des Buches – quasi als erweitertes Frontispiz – die Gelegenheit, sich auf diesen Streifzug einzustimmen.
Eine geheimnisvolle Doppelseite zeigt eine Figurengruppe, umhüllt vom undurchdringlichen Pechschwarz der Nacht. Die fotografische Perspektive erzeugt eine pyramidale Komposition. Sie fokussiert auf die ambivalenten Posen der bronzenen Leiber: Als wollten sie sich aus ihrem Trophäen-Dasein herauswinden, räkeln sie sich lethargisch um den Sockel und verdecken die Sicht auf den militärischen Helden an der Spitze des Denkmals.
Fotografische Transformationen dieser Art saugen das Auge des Betrachtenden ins Motiv hinein. Sie entwickeln ein Bildgeschehen, das um die sorglose Selbstverständlichkeit kreist, mit der heute koloniale Ikonografie zum Alltag von Paris gehört.