Dora García, Rebecka Thor, Etienne Turpin
Über Versöhnung / On Reconciliation
Einige gedankliche Auseinandersetzungen mit dem Briefwechsel zwischen Hannah Arendt und Martin Heidegger von 1925 bis 1975…
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Angetrieben von den aktuellen politischen Verwerfungen befragt die Herausgeberin die persönliche Beziehung zweier ungleicher Persönlichkeiten des 20. Jahrhunderts: Hannah Arendt und Martin Heidegger. Beide stehen seit 1925 in einem Briefwechsel – er, der 35-jährige Philosophieprofessor, der sich später als reueloser Unterstützer des Naziregimes zeigt, und sie, seine 19-jährige jüdische Schülerin, die spätere Berichterstatterin des Eichmann-Prozesses.
Statt eines Buchtitels nach den Konventionen verwandelt die silbern spiegelnde Schriftprägung den roten Einband zu einer Art Urkunde: zwei lange Sätze, wie man sie eher als Klappentext erwarten würde, erweitern den kurzen Titel.
In der Mitte des Buches liest man in ausgewählten Briefen als Faksimile und als Transkription, beides auf rotflächigem Hintergrund und schon am Anschnitt des geschlossenen Bandes zu erkennen. Vorne und hinten, ebenfalls mit auffälligem Anschnitt, stehen einleitende Texte auf grausilbernem Naturpapier. Doch eigentlich gibt es gar kein „Hinten“, denn die deutsch-englische Zweisprachigkeit wurde als Wendebuch gelöst: Beide Sprachen bauen sich von außen auf und bilden im roten Herzstück der Originaldokumente ihre Schnittmenge.
Ein verfeinerter Satzspiegel lässt es zu, die Textcharaktere kenntlich zu machen: einspaltig auf voller Satzbreite, zweispaltig, dreispaltig; zweifarbig und im sinnvollen Wechsel einer Serifenschrift mit einer Serifenlosen.
Entstanden ist eine künstlerische Buchform für die Frage, wie sich gesellschaftspolitische Überholversuche im Rückspiegel einer Facette der jüngeren deutschen Geistesgeschichte betrachten lassen.