Sabine Appel
Unser Rousseau
Wie ein Genfer Uhrmachersohn die Aufklärung überwand und sie damit vollendete
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
„Wie ein Genfer Uhrmachersohn die Aufklärung überwand und sie damit vollendete.“
Bei scharfer Betrachtung des Einbandes schält sich eine städtische Szene in spätbarocker Mode heraus. Der fürstliche Umzug, schwarz auf dunkelblauen Hintergrund gedruckt, versinkt sogleich wieder in tiefer Umnachtung. Diagonal wie ein Fallbeil teilt das minzgrüne Schlaglicht die Titelseite des Kartonschubers. Und wie sich dann die Lianen aus unberührter Natur nach vorne durch die klassizistischen Großbuchstaben räkeln – das ist schon ein treffendes Sinnbild für die Aufklärung im Allgemeinen und für unseren Rousseau im Besonderen. Der Schuber übernimmt hier die Funktion eines Schutzumschlages und kündigt den Stil des Buchinneren an.
Dem schmalen Buchformat folgen die schlanken Satzkolumnen. Die schöne Schrifttype ist treffend gewählt, weder splendid noch platzsparend, sondern vernünftig gesetzt, indem durch den Durchschuss viel Licht durch die Zeilen dringt und die Lektüre der stattlichen Textmenge gedeihen kann. Vielleicht erreicht die Satzbreite eine Untergrenze, was aber erstaunlicherweise weder zur Häufung dramatisch aufgerissener Wortzwischenräume, noch zu besonders lesehemmenden Trennungen führt.
Wie auf dem Schuber schieben sich auf den Kapiteltrennseiten Details aus Kupferstichen – Baumwipfel, windgeblähte Gewandungen oder eine Allongeperücke – zwischen die monumentalen Lettern der Überschriften, die sich zu regelrechten Buchstabenrätseln stapeln. Zumindest bremst es die Lesegeschwindigkeit, damit man sich die Kapiteltitel auf der Zunge zergehen lässt.