Paul Auster
Winterjournal
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Um einem Manuskript die Gestalt eines Buches zu geben, braucht es im herstellerischen Tagesgeschäft eigentlich nicht viel. Buchstaben einfließen lassen, zwischen Pappen pressen, Titel auf den Schutzumschlag, drumgelegt, fertig. So wird es zwar meistens gemacht, führt aber oft zu einem Ergebnis, vor dem man sich scheut, es als Buch zu bezeichnen.
Die Autobiografie »Winterjournal« stellt keine besonderen Ansprüche an die Gestaltung. Und die Buchgestalter wittern hier auch nicht die Chance, sich selbst zu verwirklichen. Dennoch führt bereits ein wenig Aufmerksamkeit zu einem attraktiven Buchkörper: Auf dem kratzfest mattcellophanierten Umschlag dominiert ein schwarzweißes Jugendfoto des Autors in besonders spannungsreichem Anschnitt. Das Schildchen simuliert eine Aussparung im Umschlag, das Graublau einzelner Buchstaben, der Rückseitenfläche und von Kapital- und Zeichenband wirkt wie verblasste Tinte, die 30er Jahre-Versalien klingen nach vergangener Moderne, das Lineament auf dem weißen Einband ist Schreibheftzitat. Wunderbar, wie zurückhaltend das Thema angedeutet wird: Reflektieren des Altwerdens.
Satzspiegel und Schrift sind traditionell proportioniert, das heißt einfach: mühelos lesbar. Aber etwas ist eigenartig: Die sehr langen Absätze sind so lang, dass sie eigentlich Abschnitte sind. Sie werden mit Leerzeilen voneinander getrennt. Das führt zu einer ungemeinen Ruhe auf den Seiten, sogar zu Doppelseiten mit glatten Satzrändern. Und dass der Buchblock klebegebunden ist, tut dem unprätentiösen Buch keinen Abbruch. So wie es aussieht – ein ganz normales Buch.