Julia Kluge
Wo dichte Äste wild sich ranken
Bilderbuch
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Diese Gutenachtgeschichte erzählt vom zauberhaften Leben einer Oma in einem imaginären Wald. Jene ist kein anonymes Wesen. Indem sie als »meine Großmutter in Gedanken« angesprochen wird, eröffnet sich ein persönlicher Zugang.
Zwischen den warmen und kühlen Farbpolen der Grundfarbigkeit von dunklem Tintenblau und bronzefarbenem Ocker vermittelt eine Palette von Rosa, Hellbeige, blassem Blau und blassem Gelb. Innerhalb dieser ausgeklügelten Beschränkung gewinnen die doppelseitigen Episoden mit großem kompositorischen Geschick eine spannende Lebendigkeit. Denn die stilisierten Formen sind mit einfacher, fast immer gerundeter Kontur umschrieben. Auch wenn sie auf den ersten Blick wie digitale Vektorgrafiken wirken, zeigen doch minimale Schwankungen die allmähliche, händische Verfertigung der Grundzeichnungen an. Der analoge Approach verbreitet sich auch durch die gespritzten Sprenkel der sparsamen Schattierungen.
Noch einmal zur Dominanz der Rundungen: Die Kreisform als Ideal der Kurve taucht immer wieder in allen möglichen Größen auf. Sie hält gewissermaßen als Kitt die Gesamtkomposition zusammen bis hin zu den i-, ü- und Schlusspunkten der zweizeiligen Reime. Der Augenschein kann nicht ohne Weiteres unterscheiden, ob es sich bei der Schrift um einen Font mit Humanizing-Effekt handelt oder ob die Schrifttypen analog mit der Hand gezeichnet wurden. Egal, denn der unterschwellige Reiz dieses Buches geht schließlich von dieser Ambivalenz aus.