Maryan Abdulkarim, Rosalind Chou, Carl Vadivella Belle, u.a.

Begründung der Jury

Die Kulturgeschichte der Zitrone und der Farbe Gelb als Kunstprojekt: Dieses Buch ist dessen Extrakt. Es dokumentiert nicht nur die ästhetische Forschung des chinesischen Künstlers, sondern bettet sie ein in eine Sammlung von Fachaufsätzen.

Der Klappenumschlag provoziert mehrfaches Stutzen. Der Titel ist zwar eindeutig lesbar, dennoch fühlt man sich um die Hälfte der Buchstaben betrogen. Sie scheinen von einem dichten Gitter weißer Linien verdeckt. Die Letterfragmente bestehen hingegen aus senkrechten Linienstücken. Am meisten verwundert die Diskrepanz von Druckfarbe und Bedeutung: ein „Yellow Book“ in einem blauen Umschlag?

Das Stutzen setzt sich im Buchinneren fort. Die Typografie zitiert Konventionen typischer Forschungspublikationen – ein ordentlicher Satzspiegel, die Garamond als Grundschrift. Aber auch hier schon wieder: an unscheinbarer Stelle eine Irritation, wie lebender Kolumnentitel und Seitenzahl auf verschiedenen Schriftlinien stehen. Vor allem fragt man sich: Wo steckt die Kunst?

Manche Buchseiten fühlen sich dicker an. Tatsächlich bestehen sie aus doppelten Blättern, die in der Art einer japanischen Bindung vorne geschlossen sind. Biegt man sie hülsenartig auf, erheischt man einen Blick ins Blattinnere: Darin verbergen sich die gelben, seriellen Farbstudien des Künstlers. Das ganze Buch gilt als Fruchtmetapher – um sie ganz zu begreifen, muss man sie schon aufschneiden.

Nun erweist sich auch der Umschlag als Wahrnehmungsexperiment: Das Auge ergänzt ein virtuelles, nicht gedrucktes Gelb.