OFF/ON STAGE
Textproben
Begründung der Jury
Aus sechs studentischen Choreografien, inspiriert durch die historische Bühne am Bauhaus, entstand ein Bucherlebnis.
Graupappen bilden für jede Doppelseite einen Rahmen. Sie sind ausgestanzt. Innen füllen Papierblätter in kleinerem Format den Hohlraum. Alles wird mittels einer großkalibrigen Ringbindung gehalten. Außen starre Pappe – innen biegsames Papier. Außen Text – innen Bild. Außen Regieanweisungen und Zitate – innen Schwarzweißfotos der Aufführungen. Außen off stage – innen on stage.
Das Buch mit dem Buch im Buch ist eine Apparatur geworden. Bühnenwechsel: Wie auf Schienen manövriert man die Papprahmen um die gebogenen Metalldrähte der Bindung. Durch die Stanzöffnungen müssen die Hände in das Bildgeschehen regelrecht eingreifen, um die Momentaufnahmen auf Papier in Bewegung zu bringen.
Es ist nicht so, dass diese buchgestalterische Inszenierung bloß spielerisch mit ihren Bestandteilen umgeht. Nein, das Buch selbst wird zu einem Spielobjekt; denn um das zu begreifen, muss man schon die Einladung annehmen, mit ihm auch zu spielen. Es führt durch seine Verkörperung in genau dieser Gestalt vor, dass doch eigentlich jedes Buch, jede typografische Materialisierung eines Gedankens – mal mehr, mal weniger, aber immerhin – eine Aufführung ist. Das Buch als Bühne ist nun keine Metapher mehr.
Als wenn es das Motto für dieses Buchprojekt abgäbe, bezieht sich das Stück „Dreh-Buch“ auf ein Zitat von Paul Klee: „Eine neue Art der Gliederung entsteht dann, wenn die Glieder nicht nebeneinander, sondern übereinander zu liegen kommen.“