Dieter Braun
Die Welt der wilden Tiere
Im Süden
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Albrecht Dürer hat das Rhinocerus, das er mit der Feder zeichnete, nie gesehen. Scheinbar war nicht nur die Beschreibung ganz gut, die ihm zur Verfügung stand; vor allem konnte er sich durch sie dank seiner Vorstellungskraft auch ein erstaunlich gutes Bild machen.
Ebenso erstaunlich greifbar und lebendig sind die Tierzeichnungen von Dieter Braun – bei aller Abstraktion und Phantasie. Sie scheinen so frei konstruiert, dass es verblüfft, mit welcher Sicherheit die Tiergestalten getroffen werden. Das Charakteristische ist demnach nicht das Fotografische – Ähnlichkeit scheint auf andere Weise hergestellt zu werden. Die Technik ist virtuos – wie ein Destillat dessen, was die Grafik des 20. Jahrhunderts an plakativen Mitteln hervorgebracht hat. Analoge und digitale Handarbeit sind kaum zu unterscheiden – skizzierte Textur, Airbrush, Schichtung und Montage, vektorkonturierte Computergrafik.
Beispiel Strauß: Flächenkomposition in der Art japanischer Farbholzschnitte. Beispiel Nacktnasenwombat: Staffelung von Hintergrundebenen, wie man sie aus Zeichentrickfilmen kennt. Die Elefanten: der unter den Sohlen hervorquellende Staub als grob gesprühter Verlauf, ein für das Art Deco typisches grafisches Mittel. Eisvogel: so facettiert wie ein buntes Supertangram.
Grundaufbau der Doppelseite ist folgender: ein ganzseitiges Bild bis zum Seitenrand, das Tier in der Totalen oder im Detail – gegenüber Tiername mit lateinischer Nomenklatur, meist eine längere Bildunterschrift ohne Anspruch auf taxonomische Vollständigkeit – immer mit bildlichen Hinweisen auf die jeweiligen Lebensräume. Perfekt komponiert sind nicht nur die Einzelbilder; die kompositorische Perfektion der Doppelseiten steigert die Bildspannung.
Dies ist nicht einfach nur ein Kinderbuch. Es ist ein Buch, bei dem wohl manchem Erwachsenen die Frage kommt, ob er nicht eigentlich hätte Zoologie studieren wollen.