Die Stiftung Buchkunst vernetzt internationale Buchgestaltungswettbewerbe unter dem Dach von »Best Book Design from all over the World / Schönste Bücher aus aller Welt«. Trotz kulturbedingter Unterschiede in der Buchproduktion wird mit diesem Wettbewerb der Versuch unternommen, das technische und ästhetische Niveau sowie die sachgemäße und künstlerische Gestaltung der Bücher jenseits nationaler Grenzen zu vergleichen. Der internationale Austausch und die gegenseitige Anregung stehen dabei verstärkt im Vordergrund.

Der Wettbewerb Best Book Design from all over the World
Hunderte preisgekrönte Titel nationaler Wettbewerbe aus über 30 Ländern werden von einer internationalen Fachjury geprüft. Beim internationalen Wettbewerb werden nur Bücher bewertet, die zuvor von Fachjurys in ihren jeweiligen Herkunftsländern beurteilt und ausgezeichnet wurden.
Als höchste Auszeichnung vergibt die Jury die »Goldene Letter«, außerdem werden eine »Goldmedaille«, zwei »Silbermedaillen«, fünf »Bronzemedaillen« und fünf »Ehrendiplome« vergeben. Alle Auszeichnungen sind undotiert. Die Verleihung der Urkunden findet in der Regel im Rahmen der Leipziger Buchmesse statt.
Einmal jährlich findet dieser besondere Buchgestaltungswettbewerb statt, erstmals 1963 unter dem Titel »Schönste Bücher aus aller Welt« in Leipzig. Seit 1991 ist die Stiftung Buchkunst in Frankfurt am Main und Leipzig für die Organisation und Ausrichtung zuständig.
2023
Die Jury hat entschieden. Die 14 Prämierten des internationalen Wettbewerbs »Best Book Design from all over the World« / »Schönste Bücher aus aller Welt« 2023 stehen fest.
Die GOLDENE LETTER, die von der Jury als höchste Auszeichnung vergeben wird, geht 2023 an die Publikation »Susi + Ueli Berger. Kunst am Bau und im öffentlichen Raum 1968–2008« aus der Schweiz (erschienen bei Scheidegger & Spiess, Zürich). Gestaltet wurde das Buch von Dan Solbach, Fabian Harb und Maria Peskina.
Preisverleihung
Die diesjährigen 14 Prämierten werden am Buchmessen-Freitag, dem 28. April 2023 um 16 Uhr, am Stand der Stiftung Buchkunst (Leipziger Buchmesse, Halle 2 Stand G600/F601) geehrt. Alle Interessierten sind herzlich eingeladen.
Neben den 14 Prämierten und der Shortlist des internationalen Wettbewerbs werden ebenso alle Einsendungen (knapp 600 Buchtitel aus 30 Ländern) an den vier Messetagen am Stand der Stiftung ausgestellt.

Teilnehmende Länder 2023
- Austria
- Österreich
- Canada
- Kanada
- China
- China
- Croatia
- Kroatien
- Czech Republic
- Tschechien
- Denmark
- Dänemark
- Estonia
- Estland
- Finland
- Finnland
- Germany
- Deutschland
- Greece
- Griechenland
- Israel
- Israel
- Japan
- Japan
- Latvia
- Lettland
- Liechtenstein
- Liechtenstein
- Lithuania
- Litauen
- The Netherlands
- Niederlande
- New Zealand
- Neuseeland
- Norway
- Norwegen
- Poland
- Polen
- Portugal
- Portugal
- Serbia
- Serbien
- Slovak Republic
- Slowakei
- South Korea
- Südkorea
- Spain
- Spanien
- Sweden
- Schweden
- Switzerland
- Schweiz
- Taiwan
- Taiwan
- Turkey
- Türkei
- Ukraine
- Ukraine
- Venezuela
- Venezuela
2022
Noch im letzten Jahr führte Corona beim Wettbewerb Regie: Die Bücher konnten von der Jury zwar physisch begutachtet werden, aber die Diskussion zur finalen Entscheidung über die 14 Auszeichnungen konnte nur online erfolgen. Diesmal sprach alles für eine Rückkehr zu normalen Abläufen, zumindest bis zu einem gewissen Grad. Vom 3. bis 5. Februar kamen in der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig fünf Juror:innen zusammen, um Bücher aus knapp 30 Ländern gemeinsam zu bewerten.
Einen akustischen Eindruck der Jurysitzung bietet ab sofort eine Sonderfolge des Podcasts »Leipzigs Neue Seiten« der Stiftung Buchkunst.
Wir sind zurück in Leipzig, traditionell zur Jurysitzung des internationalen Wettbewerbs. Diesmal allerdings in einem anderen Raum, der fast einer Tanzhalle gleicht. Also mit viel, viel Abstand für die Juror:innen. Wir haben es geschafft die Jury vollzählig zusammen zu bringen; leider musste einer von ihnen kurzfristig absagen, aber wir haben einen tollen Ersatz gefunden.
Nun freuen wir uns sehr, dass so viele Länder, 9 an der Zahl, in der Auswahl der ausgezeichneten Bücher vertreten sind.«

Die »Goldene Letter«, die von der Jury als höchste Auszeichnung vergeben wird, geht in diesem Jahr an die Publikation »On the Necessity of Gardening. An ABC of Art, Botany and Cultivation« aus den Niederlanden. Gestaltet wurde das Buch von Bart de Baets.
13 weitere Auszeichnungen – eine »Goldmedaille«, zwei »Silbermedaillen«, fünf »Bronzemedaillen« und fünf »Ehrendiplome« – gehen an Bücher aus China, Deutschland, Frankreich, Japan, den Niederlanden, Österreich, Polen, Tschechien und der Ukraine.
Die Auszeichnungen sind undotiert und sollen verstärkt den internationalen Dialog in der Buchgestaltungsszene anregen. Alle eingereichten Bücher waren zuvor bereits in nationalen Wettbewerben ihrer Herkunftsländer ausgezeichnet worden.
Gärtnern bedeutet, die Natur zu gestalten, der Wildnis Struktur zu geben. Die Gestaltung dieser zeitgenössischen Garten-Enzyklopädie spiegelt dies auf außergewöhnliche Weise wider. Die Anordnung der Textkästen erinnert an gut gepflegte ertragreiche Beete.
Das Buch sprüht vor Energie. Der Betrachter taucht ein, jede Seite ist anders, doch man verirrt sich nie, auch wenn es scheint, dass man es könnte. Es gibt tausende Dinge zu entdecken, zu lesen, zu erfahren. Man schlendert darin umher.
Virtuoser Satz, geordnetes Chaos, ein extrem charakteristisches Cover, toller Druck, Bindung, Verarbeitung – nur einige Kommentare, die die Faszination für dieses Werk und die Verleihung der Goldenen Letter erklären.
Die prämierten Bücher 2022 wurden erstmals auf der Independent Publishing Fair »It‘s a book« am 19. März in Leipzig gezeigt.
Zu den Jurygesprächen:
Gila Kaplan: Goldene Letter and Goldmedal
Marcia Novais: Silver Medals
Ozan Akkoyun / Sebastian A. Schmitt: Bronze Medals
Hans Gremmen: Honorary Appeciations
internationale publikation 2022
internationale publikation 2021
internationale publikation 2020
historie best book design from all over the world
Als man 1963 in Leipzig zum ersten Mal die Schönsten Bücher aus aller Welt kürte, knüpfte man an Ideen an, die weit in die Anfangsjahrzehnte des letzten Jahrhunderts zurückreichen. 1927, dreizehn Jahre nach der legendären Internationalen Ausstellung für Buchgewerbe und Graphik (BUGRA ), sollte die Internationale Buchkunst-Ausstellung (iba) in Leipzig eine „wohlgeordnete und möglichst geschlossene Übersicht des neuzeitlichen buchkünstlerischen und buchgraphischen Schaffens“ bieten. Obwohl sich 20 Länder, darunter auch die USA und Japan, mit nahezu 20.000 Werken von 1100 Buchkünstlern an der bis dahin beispiellosen Leistungsschau beteiligten, zeigte sich, dass die Buchgestaltung in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg erst allmählich wieder zu materialgerechter Sachlichkeit fand.

Der Wettbewerb um die Schönsten Bücher aus aller Welt und die sich anschließende Ausstellung begannen 1963 recht bescheiden, mit 200 zusammengelesenen Büchern aus 20 Ländern – Presseberichte sprachen von einer „gelungenen Improvisation“. Aufgewertet wurde die Ausstellung ab 1968 durch eine angegliederte thematische Sonderschau. Die Goldene Letter, zunächst als Preis für den besten Beitrag dieser Themen-Ausstellungen vergeben, avancierte später zur höchsten Auszeichnung des Wettbewerbs.
Den Internationalen Buchausstellungen und den Schönsten Büchern aus aller Welt war es zudem zu verdanken, dass Leipzig seinen internationalen Ruf als „Buchstadt“ bis in die Wendezeit bewahren konnte. Mit dem Fall der Mauer war die Durchführung von zwei parallelen nationalen Buchkunstwettbewerben obsolet geworden. Seit 1991 werden Wettbewerb und Ausstellung Schönste Bücher aus aller Welt von der Stiftung Buchkunst in Frankfurt/Leipzig ausgerichtet. Heute sind in Leipzig nur noch Bücher zu sehen, die bereits in nationalen Wettbewerben prämiert wurden. Allen Ländern ist es durch diese selbständige Auswahl ihrer „Besten“ möglich, den aktuellen Stand ihrer Buchkunst zu präsentieren.
Nils Kahlefendt