Steffen Siegel, Katharina Zimmermann, David Campany
Press Paintings
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Bis zum Ende des bildgierigen 19. Jahrhunderts belieferten Zeichner die Druckindustrie mit Holzstichen. Erst ab 1880 gelang es, Fotografien durch Aufrasterung für die Massenverwertung tauglich zu machen. Die Fotografien waren auf dem Weg zum Druckerzeugnis nur Rohmaterial, weil die Motive unter Zeitdruck mit Hand und Pinsel aufbereitet werden mussten: nachschärfen, herauspräparieren, freistellen. Es gilt das gedruckte Bild, könnte man sagen.
Als Ausgangsmaterial für die Serie »Press Paintings« dienen Fotos, die nach der Auflösung analoger Bildarchive massenweise in den Handel kamen. Der Autor lenkt das Augenmerk auf die Retuschen. Diese Bilder sind nichts weiter als Hobelspäne bei der Zurichtung für die Rotationsmaschinen. Während wir bis heute an der Wahrheit fotografischer Bilder festhalten, da doch die Naturkraft des Lichts in ihnen – ohne Manipulation – die Wirklichkeit rein objektiv abbilde, bestaunen wir die freihändig erzeugten Bilder künstlicher Intelligenz, für die alle digitalisierten Bilder dieser Welt nur Farbkleckse auf ihrer Palette sind.
Auf zeitungsdünnem Papier im Magazinformat stehen die Bilder auf Doppelseiten im Wechsel mit unauffällig paginierten, ansonsten völlig leeren Doppelseiten – subtiler Hinweis auf die verwaisten Bilder, auf den Verlust ihrer redaktionellen Kontexte. Hinten im dreispaltigen, weil dreisprachigen Textteil wechseln ebenso reine Text- mit reinen Bilddoppelseiten. Innerhalb der Kolumnen sind Flächen freigeschlagen. Genau hier scheinen die Bilder der Gegenseite durch das dünne Papier: visuelle Diffusion als Kunstgriff grafischer Syntax.