Reinhard Johler, Hans-Joachim Lang, Jeanne Teboul u.a.
We Remember – die 86
Eine deutsch-französische Begegnung im Elsass mit Nachkommen von NS-Opfern
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
In sensibler Umsetzung erinnert dieser Band an 86 jüdische Frauen und Männer aus mehreren europäischen Ländern, die 1943 im KZ Natzweiler-Struthof ermordet wurden. Ihre Skelette waren für die anthropologische Sammlung der Reichsuniversität Straßburg bestimmt. 80 Jahre später kam es zu einer deutsch-französischen Begegnung von Lehrenden und Studierenden mit Nachkommen von Opfern dieses Wissenschaftsverbrechens. Die vorliegende Dokumentation zeichnet diesen intensiven Austausch nach und widmet sich zudem der heutigen Erinnerungskultur.
Ein blauer Schutzumschlag aus Dünndruckpapier umhüllt den Band mit offenem Rücken: Porträts in zartem Tonwert schlagen in Kombination mit dem satten Weißdruck des Titels bereits eine visuelle Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart. Erinnern und Vergessen spiegeln sich in dieser Transparenz eindrucksvoll wider. Das kräftige Blau wurde wiederum stringent in der Typografie und sogar bei der Fadenbindung aufgegriffen.
Dank des guten Aufschlagverhaltens, des fein austarierten Flattersatzes sowie des angenehmen Kontrasts lädt der Band zum intensiven Lesen ein. Das elegante Hochformat und die ausgezeichnete Haptik tragen ebenfalls dazu bei, sich dieser besonderen Begegnung mit Offenheit zu widmen. Gelungen ist die bemerkenswerte Balance, eine ernsthafte Auseinandersetzung in nahbarer Form umzusetzen.
Für den bedruckten Vorsatz bediente man sich einer bildlichen Metapher: Ein Filmstill aus einer Seminararbeit im Rahmen des universitären Projekts zeigt die Europabrücke bei Kehl. „Grenzen überwinden, Vielfalt verbinden, zu neuen Ufern aufbrechen“ – so die versöhnende Botschaft.
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This sensibly executed volume commemorates 86 Jewish women and men from various European countries. They were all murdered in 1943 in the Natzweiler-Struthof concentration camp, with their skeletons destined for the anthropological collection at what was then Reichsuniversität Straßburg. 80 years later, descendants of those victims joined teachers and students at a Franco-German gathering to remember this crime of science. The book itself documents what was an intensely moving occasion and also examines the culture of remembrance today.
Wrapped in a dust jacket of blue Bible paper, the open-spine volume combines portraits in muted tones with a title in bold white lettering, creating a visual bridge between past and present. The see-through effect impressively echoes the dichotomy between remembering and forgetting. The jacket’s bold blue hue, meanwhile, recurs in the typography and even in the sewn binding.
Thanks to its easy openability, even rag and pleasing contrast, the book encourages deep reading. The elegant upright format and optimum tactility also help readers to engage fully with this unique document, which balances the seriousness of the subject matter with the need to make it as accessible as possible – an impressive feat.
For the printed front endpaper, the designers chose a visual metaphor: a film still, taken from one of the student projects, that shows the Europabrücke bridge linking Kehl and Strasbourg. It’s a symbol of reconciliation, of attempts to span borders, overcome differences and bring together nations.