Tobias Roth
Welt der Renaissance
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- Fachbücher - Wissenschaftliche Bücher - Schulbücher
Begründung der Jury
Im Nachhinein wird man sagen: Das Mittelalter ging zu Ende und die Frühe Neuzeit brach an. Buchstäbliche Zeugnisse für diesen Epochenwandel liefert die italienische Literatur des 15. Jahrhunderts. Die Handschrift verlässt die Bücher, und die gedruckte Typografie bildet sich aus.
Ein prachtvoller Einband kleidet die Anthologie in eine stolze Robe. In zwei himmelblauen Farbtönen ranken Arabesken aus Akanthus- und Eichenlaub über das Buchgewebe. Sie zitieren die opulent ziselierten Prachteinbände der Alten Drucke, weshalb die Scharniere den Rapport, der hier geschickt unterbrochen wird, nicht deformieren sollen. Das Zusammenspiel mit den rot geprägten Titelversalien und der üppigen Bauchbinde verströmt ein betörendes Kolorit.
Das Grundgerüst der Textseiten samt seinen Details – rote Auszeichnungsfarbe, Initialen, Seitentitel und Kapiteleingänge auf Mitte – kann als Hommage an die Höhepunkte früher Druckkunst verstanden werden. Insbesondere die Schriftwahl bezieht sich auf die Zeit, als Antiqua und Kursive noch unabhängige Typen und gar nicht als Schriftfamilie gedacht waren. In der heutigen Satztechnik stehen die Poliphilus – die aufrecht stehende Antiqua des Aldus Manutius in Venedig – und die Blado – die Kursive des Antonio Blado in Rom – als Paar zur Verfügung.
Eine Finesse der typografischen Interpretation springt nicht sofort ins Auge und verdient deshalb Erwähnung. Es sind die sogenannten Spitzkolumnen am Schluss eines jeden Begleittextes. Dort laufen die letzten Absätze in jeweils individuellem Formsatz aus – mal spitz, mal in einem Bogen, mal als Halbkugel.