Pierre Pané-Farré
Soirée Fantastique
- Kategorie
- Gold Medal
Begründung der Jury
★★★★
Germany /// Deutschland
★★★★
The jet-black Wild West letters on the jacket are designed to attract attention from afar. The jacket feels leathery to the touch – and inside the large format makes the bundle of thin paper seem even lighter. The letter-folded sheets of paper are closed at the top. A tightly stitched seam with strong black yarn holds together the bundle of papers in the middle of the book. Roughly 330 posters from Leipzig printers Oskar Leiner from the years between the 1840s and 1870s are contrasted with street photography from Leipzig that originated in the same period. The monochrome, stationary pictures from this past era all seem so rigid; it is as if the people have been faded out by the camera’s long exposure times. And suddenly, in your mind you hear loud voices. You can imagine the crowds of people, squealing with pleasure or astonishment at the Niederländisches Affentheater, the marvellous magicians, the wrestlers and firework artistes. Colourful pastel posters conjure up the shimmering, magnificent costumes and the motley audience – but how? Using an intriguing idea for the design: the posters, one after another, are placed on top of each other in the book, with the edges of the previous one remaining visible, or disappearing entirely – just like posters that are stuck on top of one another to form huge collages where recent events still linger. In this kaleidoscopic density, a facet of social history comes to life: leisure activities in the city of Leipzig during the 19th century.
★★★★
Die pechschwarzen Wildwest-Lettern auf dem Umschlag sind auf Fernwirkung bedacht. Ledrig fühlt er sich an, der Umschlag – innen wirkt der Stoß dünnen Papiers durch das große Format noch leichter. Die zweibruch-gefalzten Bögen sind am Kopf geschlossen.
Mit engstichiger Naht hält ein kräftiger schwarzer Zwirn das ganze Bündel in der Heftmitte zusammen.
Den etwa 330 Plakaten der Leipziger Druckerei Oskar Leiner aus den 1840er bis 1870er Jahren werden zeitgleiche Straßenfotografien von Leipzig gegenübergestellt. Die monochromen, stehenden Bilder aus jener Zeit wirken immer so steif, die Menschen durch die langen Belichtungszeiten der Kamera wie ausgeblendet. Und plötzlich hört man in der Phantasie laute Stimmen, stellt sich die Menschenmengen vor, das Gequietsche vor Vergnügen oder Erstaunen im niederländischen Affentheater, beim wundererregenden Zauberer, den Ringkämpfern und Feuerwerkartisten. Zu den pastellbunten Farben der Plakate lässt sich die schillernde Pracht der Kostüme und die Buntheit des Publikums imaginieren, – aber wie?
Mit einer verblüffenden Gestaltungsidee: Die Plakate, eines nach dem anderen, werden im Heft übereinander gelegt, die Ränder des vorigen bleiben sichtbar, oder es verschwindet gänzlich – genauso wie die Überklebungen auf Plakatwänden zu Großcollagen werden, in denen die kürzlichen Ereignisse noch nachklingen.
In dieser kaleidoskopartigen Dichte wird eine sozialhistorische Facette lebendig: die Freizeitgestaltung der Leipziger Stadtgesellschaft im 19. Jahrhundert.