Reto Crameri
Alula
Garten / Urwald
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Ein verbogenes Gittertor verlockt die beiden Freunde, ein Mädchen und einen Jungen. Sie schlüpfen hindurch, erspähen eine Katze, und auf den Folgeseiten entwickelt sich ein Fangspiel durch einen zauberhaften Garten. Als auf den Trittsteinen im Teich, über die sie hüpfen, der rasante Nachlauf genau in der Buchmitte einen Moment zur Ruhe kommt, beugen sich beide zu ihren Spiegelbildern herunter. In diesem magischen Moment springt die Handlung kopfüber in die Spiegelung. Man dreht das Buch, blättert rasch rückwärts zum Anfang – an dem eben noch das entfernte Ende der Geschichte zu vermuten war –, und das Abenteuer beginnt von vorne.
Ohne diese ausführliche Beschreibung lässt sich die Finesse der Bildideen und Bildausgestaltung kaum verstehen. Denn nun erleben unsere Freunde verblüffend ähnliche Episoden, bloß befinden sie sich nun im Urwald. Wo vorhin im Garten die Spiralen der Schneckenhäuschen auffielen, ducken sich im Urwald Chamäleons mit ihren Kringelschwänzchen auf den aufgerollten Trieben gigantischer Farne. Schlingerte eben noch der Gartenschlauch über die Doppelseite und sprüht den Kinderchen hinterher, windet sich nun eine züngelnde Schlange zu ihnen herab. Gerade noch klappten Wäscheklammern auf und zu, jetzt dümpeln schnappende Krokodile im Mangrovenwald.
Selten wird man so gereizt, ständig hin- und herzublättern, ja mit dem ganzen, textlosen Buch zu hantieren, weil man es kaum fassen kann, wie sich die Szenen einander anverwandeln. Die Analogien der Formen liegen dicht beieinander wie Traum und Wirklichkeit.