Mit 15 künstlerischen und wissenschaftlichen Beiträgen
anderes wissen
Kunstformen der Theorie
- Kategorie
- Fachbücher - Wissenschaftliche Bücher - Schulbücher
Begründung der Jury
Die Merz-Akademie regte zur Diskussion über ästhetische Verfahren der Wissensproduktion ein Symposium an. Der Tagungsband dazu trägt zwar denselben Titel – »anderes wissen« –, aber die Gestaltung des Bandes dreht die Hirnwindung eine Umdrehung weiter. Komplementär könnte der Titel auch heißen: »anderes lesen«.
Alle Beiträge sind typografisch individualisiert. Sie haben sogar jeweils eigene Formate, indem sie – umgeben von einem schwarzen Fond – kleiner sind als das echte Buchformat. Sind das etwa Reproduktionen von Sekundärliteratur, oder Resultat des Gestaltungswillens der vorliegenden Publikation? Simulieren die Beiträge eine Anthologie, die aus Wiedergaben vermeintlich ursprünglicher Seitengestaltung besteht? Oder wurden während der Druckvorstufe die seitenglatten Satzfilme mit Eckwinkeln zusammengerafft (die gibt’s doch gar nicht mehr)?
Text als Bild. Man schaut auf fiktive Faksimilierung. Beziehungsweise: Man liest die Primärliteratur in der Gestalt eigenständiger Publikationen. Oder: Die Erstveröffentlichung erscheint im selben Augenblick als Zitat ihrer selbst – quasi qua Selbstreferenzialität verstärkt.
Letzte Doppelseite schwarz. Jetzt nur noch negative Schneidzeichen und Falzmarken – Relikte des grafischen Verschlüsselungsexzesses, Chiffren als Fadenkreuze des gedruckten Diskurses. Der Fond wird zur Dunkelkammer des Geistes. Deutung dreht sich im Kreis – Buchgestaltung als Reflex und Reflektion »offenen und ungewissen Forschens«.