Andreas Steinhöfel
Anders
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Hell und erst einmal freundlich liegt der Jugendroman in der Hand. Dem Augenschein nach wird er sich nicht zu einer Actionstory entwickeln; der traditionelle Satzspiegel, die Mittelachse von Kapitelüberschriften und Pagina und besonders die kleinen Bilder versetzen den Neugierigen, noch bevor er einen Satz gelesen hat, in nachdenkliche Ruhe.
Das Kolorit des Lesebändchens vermittelt zwischen den goldfoliengeprägten Akzenten auf dem Umschlag und der Schmuckfarbe im Inneren. Der Text ist dank sinnvoller Synthese aus Type, Schriftgrad, Satzbreite und Durchschuss ungetrübt lesbar.
Der Sound der Textebenen unterscheidet sich im Schrift- und Farbwechsel.
Die Bebilderung: Kopfvignetten sind allen Kapitelüberschriften vorangestellt. Sie sitzen im traditionellen Satzspiegel, angelegt in Breitwandproportion. Es sind menschenleere Panoramen, aus Flächen und Verläufen geschichtet und kräftig konturiert. Die Kompositionen sind als Miniaturen von Bühnenhintergründen zu verstehen; deshalb wirken sie so unglaublich räumlich – trotz ihrer bescheidenen Größe, oder vielleicht genau deswegen. Die Erinnerung an kolorierte Holzschnitte aus Zeiten, in denen Buchschmuck eine Selbstverständlichkeit war, tut gut.
Aus Schwarz und Messinggelb sind sie aufgebaut, diese menschenleeren Panoramen, in denen man – wie durch eine getönte Brille verblendet – nach einer zweiten Wirklichkeit sucht. Man glaubt fast, einen Ton zu hören, solch ein übersinnliches Summen von nicht enden wollender Spannung. Wohin die Geschichte wohl führt?