Maja Adler; Sophie Bürgi; Eleonora Heim

Begründung der Jury

Die soziologische Studie zur Lage der Baseler Frauen vor 100 bis 150 Jahren erfährt Unterstützung durch die engagierte Form des Buches. Zuerst fällt die Zwischenform aus Umschlag und Einband auf. Dem fadengehefteten Buchblock werden dünne Pappen aufkaschiert – soweit eine Steifbroschur. Ein überklebtes weißes Leinen, einem Halbgewebeband ähnlich, macht sie zur Freirückenbroschüre.

Die Textspalten sind weit nach außen gestellt, sie füllen maximal die Seitenhöhe. Deshalb machen breite Bundstege Platz für die gestürzten Zeilen mit Pagina und Seitentitel. Das System von extragroßen Einzügen nutzt zu Beginn jedes neuen Textabschnitts die Gelegenheit, den ersten drei Zeilen einen Weißraum – wie für ein unsichtbares Initial – zu verschaffen.

Eine Folge von historischen Fotografien leitet jeweils die Kapitel ein. Diese Bilddoppelseiten beeindrucken nicht nur durch ihre atmosphärische Präsenz, sondern besonders durch die Zusammenstellung – hier die Waschfrauen, dort der Operationssaal.

Spannende Reibung im Satzbild ergibt die Schriftmischung: Dem Grundtext in einer lyrisch anmutenden Serifenschrift wird eine noch filigranere für die Kapiteltitel vorangestellt.
Kurze Einschübe im Text können als geschickt verteiltes Glossar verstanden werden. Ein weiterer Schriftwechsel macht sie kenntlich, ebenso eine kräftig grüne Sonderfarbe. Zunächst stutzt man bei dieser Farbwahl. Dieses moderne Grün signalisiert jedoch auf subtile Weise: Was hier ausgedeutet wird, ist nichts historisch Abgeschlossenes, es ist aktuell.