Christian Koch, Philip Laubach-Kiani, Rainer Eisenschmid u.a.
Baedeker's Handbuch für Schnellreisende
"Manche nehmen auch ein eigenes Waschbecken mit …"
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Das Impressum in miniwinziger Schrift, die Einträge im Inhaltsverzeichnis gigantisch, die Kapitelvorbemerkungen splendid und gleichzeitig kompress gesetzt – das alles im Sedezformat für die Gehrocktasche. Was ist denn hier los?
Das Handbuch für Schnellreisende wurde durch die Ausgabe von 1835 zum Prototypen der modernen Reiseliteratur. Mit „schnellreisend“ waren die sich mit dem Dampfschiff durchs Rheintal Schaufelnden gemeint. Praktisches Format, signalroter Einband, abgerundete Ecken, angereichert mit präzisen Schrittangaben, Informationen zu Route, Unterkunft, Bewirtung, Land und Leuten und vor allem: zu Sehenswürdigkeiten – die freilich dadurch erst entstanden. Ähnlich kompakt erscheint diese Ausgabe des Baedeker’s, bloß in einigen Details modernisiert.
Das Schnelle an der Reise muss hier wörtlich genommen werden: Ohne einen einzigen Schritt streifen wir vom heimischen Sessel aus (heute wegen der virulenten Umstände) einige Reiseziele der ersten 100 Baedeker-Jahre. Die Satzschrift bezieht sich auf eine damals massenhaft verwendete, moderne Type, sozusagen die Times des 19. Jahrhunderts. Fragmente alter Stiche kombiniert die Illustratorin zu bezaubernden surrealen Collagen – erstaunlich: Genauso vollgepackt und trotzdem luftig wie die Typografie vollziehen die Illustrationen das anthologische Konzept nach.
Herrlich, diese Ansicht: Ein allseitiger Farbschnitt in Neonpink – wer hätte das gedacht bei dieser antiquarischen Anmutung? Da hat sich der Verlag ein bibliophiles, ironisches Selbstzitat gegönnt, zur Erbauung aller Kulturbeflissenen und Sensationshungrigen.