Philipp Anz u.a. Sara Arzu Hardegger, Gregor Huber, Markus Kenner, Pete Mijnssen, Susan Peter
Bewegung tut gut
Rote Fabrik
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
„Vom Pogo ins Büro.“ Drei Jahre nach der positiven Volksinitiative, in der Roten Fabrik ein Kulturzentrum einzurichten, war die Stadt Zürich immer noch untätig. Dies führte zu den Jugendprotesten im Jahr 1980.
Im Wechsel mit sechs Textkapiteln entfaltet das Buch ein Panorama der Züricher Subkultur. Plakative Groteskzeilen in Rot sind mit viel Papierweiß auf Doppelseiten gesetzt. Es sind eher Parolen als Überschriften für die folgenden ganz- und doppelseitigen Fotostrecken: Nahaufnahmen ekstatischer Rockkonzerte, auf Häuserwände gesprühte Parolen, Aufruhr in den Straßen. Als eingeklinkte Fan-Magazine spiegeln sie die brisante Atmosphäre im Zürich der achtziger Jahre. Aufmüpfige Halbstarke in der Schweiz? Das passt nicht ins Klischee eines penibel zurechtgezupften Landes. Beispielhaft für das Tragikomische ist die Fotografie, auf der junge Leute und Polizei miteinander rangeln. Die behelmten Beamtenköpfe sehen aus wie Billiardkugeln; eine junge Frau ergreift einen der Körbe. Doch das sind gar keine Körbe, es sind Polizeischilde aus Weidengeflecht. Ein paar Seiten weiter marschiert eine Blaskapelle aus traditionellem Anlass ungerührt an Schwaden von Tränengas vorbei. Das Buch vermittelt den Eindruck eines stadtübergreifenden Dauerhappenings.
Der transparente Folienumschlag, dessen Klappen als Taschen ausgebildet sind, in denen der Kartonumschlag steckt, ist Ausdruck davon, dass die Buchmacher ihr Publikum gut kennen. Deshalb ist das aktionistische Bildmotiv auf die Schutzfolie gedruckt, und drunter bleibt es schön sauber. Anders als bei knapp 500 Seiten zu erwarten wäre, ist dieses Buch ein fluffiges Leichtgewicht.