Klaus Beyrer, Oliver Götze, Helmut Gold u.a.
Das Buch der Nächte
Wer die Nacht zum Tag macht, braucht kein Tagebuch.
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Beleuchtung nächtlichen Wachseins
N wie Nacht – grotesk, fett und schmal steht das maximal große N auf dem Einbanddeckel. Im Dunkeln fluoreszieren die beiden spitzdreieckigen Binnenräume dieser Buchstabenform, wie abstrakte Scheinwerfer, wie Lichtspalten knapp geöffneter Türen, wie unbewusste Gedankenblitze, wenn das eigene Gehirn sich nächtens von allein auf den Weg macht.
Als Kontrast dazu wirkt der Innentitel üppig. Die Titelworte, wie die Texte im ganzen Buch sowieso, sind in einer schönen Barockantiqua gesetzt, auf barocke Weise die geraden und kursiven Versalien ineinander verschlungen, zweifarbig schwarz und sattgelb – so wie das Gelb ebenfalls im ganzen Buch als intensiv genutzte Schmuckfarbe dient.
Im Wesentlichen sind drei Elemente auszumachen, aus denen sich in spielerischer Abwechslung das Buch aufbaut: Texte (als literarische Zitate oder Originalbeiträge), Bildseiten (Bildzitate aus der Literatur; Wortspiele, Gedankensplitter als typografisch komponierte Bildtafeln) und ein Kalendarium (wochenweise und immerwährend, in allen möglichen tabellarischen Varianten).
Dieses Buch, ein regelrechtes Typotheater, beleuchtet alle möglichen Varianten des nächtlichen Wachseins. Es ist ein typografisch ziseliertes Gefäß für alle Assoziationen, die jemanden nächtens beschleichen – in schlaftrunkenem Zustand oder bei vollem Bewusstsein.
Ein unscheinbares Detail nimmt man zunächst als durchgehendes Schmuckelement wahr.
Kleine Kreise aus zwölf Punkten bilden Zifferblätter, in die man die Uhrzeit seiner Notizen einzeichnen kann. Welcher Notizen? Na all das, was es nicht in ein Tagebuch schafft, wenn der Tag schon rum ist.