Raymond Roussel
Der Anblick
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Der junge Raymond Roussel war ein Bewunderer der phantastischen Schilderungen Jules Vernes und träumte von ebenbürtigen literarischen Erfolgen. Er schärfte seine Worte – wie besessen von den Details des Beiläufigen – mit unerschöpflicher Beobachtungsausdauer zu Klingen, die Verszeilen zu Seziermessern imaginierter Bilder. Der erhoffte Beifall des akademischen Bürgertums blieb zwar aus, die Pariser Avantgarde jedoch ließ sich begeistern. Immerhin reichte Roussels Einfluss bis in die neue französische Literatur der 1950er Jahre.
Nun erscheinen drei Versepen von 1904 als Studienausgabe. Damit vom ursprünglichen Klang der Reime und vom Rhythmus des Versmaßes nichts verloren geht, steht jeder deutschen Zeile die französische voran. Typografisch subtile Maßnahmen verdoppeln gewissermaßen den Satzspiegel: Das französische Original wird als Referenz wiedergegeben, deshalb darf hier ein geringer Schriftgrad der rechten Spalte den Vortritt geben. Dort betont unten die mittig gesetzte Seitenzahl deren Dominanz. Anders formuliert: Der linke Seitenbereich wäre, wenn man ihn als Marginalspalte auffasste, im Verhältnis zum Haupttext zu breit. Wenn man aber den Kontrast der Schriftmischung bedenkt und den Kolumnentitel unten auf Mitte dieser Spalte berücksichtigt, erhält seine besondere Breite ein Eigenleben. So entsteht der besagte doppelte Satzspiegel. Ein kleines bisschen Konkurrenz zwischen den Spalten, aber nicht zu viel. Hier eine schmalhalbfette Serifenlose, dort eine zeitlose Antiqua. Wie klingt das Original in Zeile 293? »Aux mille petits faits dont s’émaille l’histoire«.