Jörg, Gläscher; Sonja Zekri
Der Eid / The Oath
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
„Kirgistan hatte einmal eine Phase, als das Land Präsidenten und Regierungen fast im Monatsrhythmus verschliss.“ So heißt es im Begleittext. Dieser ist nicht vorangestellt – nein, mittendrin im Bildband ist er zu lesen auf dünnem, saugenden Papier, entgegen jedem Klischee der gedruckten Wahrheit: weiß auf schwarz. Ansonsten gibt es unkommentierte Fotografien auf festem, seidig mattem Bilderdruckpapier. Sie selbst sind die Kommentare: Bilder von Menschen und Situationen aus vier Kontinenten im Zusammenhang mit staatlicher Gewaltenteilung.
Gewebe ist weicher als Papier. Das demonstriert der Einband. Quasi als Viertelgewebeband: der vordere, flexible Deckel ganzflächig mit Gewebe bezogen – der hintere, unnachgiebigere, weil mit glänzendem Papier kaschiert.
Ohne Einleitung beginnt die Bilderserie mit einer suggestiven Fotografie: Drei Männer mittleren Alters stehen in schwarzen Roben wie ausgeschnitten vor einer rotgrundigen Wand. Offenbar pausieren sie – das verlockende Catering im Hintergrund – vom hitzigen Disput, denn die mittlere Gestalt scheint immer noch, besessen vom bisherigen Argument, die Hand krallenförmig nach oben gedreht, die Gründe zu greifen, mit denen es galt, das Gegenüber aufs eigene Fundament zu rüberzuziehen. Von dieser Intensität zeugen auch die anderen Bilder, deren schmaler, papierweißer Rahmen nichts, weil zum Bund hin mit einem größeren Rand versehen, von der Bildkomposition verschlingt.
Was hält einen gewaltengeteilten Staat zusammen? Die Antwort ist fraglich. Die Frage aber wird deutlich: durch dieses Buch.