Claudia Hirschberger, Arne Schmidt
Die grüne Stadtküche
Sehen | Sammeln | Gemeinsam essen
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- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Brillanz auch ohne Glanz
Das vegetarisch-vegane Kochbuch lockt mit einem Gemüsearrangement: Dessen Kolorit bedient sich aus dem ganzen Farbspektrum. Prägnant sind die Nuancen von Gelbgrün bis Blaugrün; wenige violette Akzente von Kräuterblüten, Knoblauchhülle und Wurzelknolle genügen, um die Bildkomposition über den Buchdeckel hinaus zu verlängern – denn zwei Lesebändchen wiederholen Grün und Violett. Sie verhindern nicht nur das eine oder andere Eselsohr, vor allem sind sie hier Schmuck.
Die üppigen Fotografien sind jede für sich ein Stillleben, auch wenn es mal nur der Blick auf den Waldboden ist. Kürbisse, Pilze, Birnen, Nüsse schälen sich aus einer dunklen Tiefe auf eine Weise heraus, als wäre der Fotograf ein Seelenverwandter von Caravaggio und der Chiaroscuro-Malerei. Ob es an den Scharf-unscharf-Kontrasten des Bildstils liegt, an dem superfein auflösenden Druckraster, den detailreichen und detailscharfen Motiven oder an dem matten, sehr weißen Papier – egal, die Bilder wirken zum Streicheln samtig. Eine solche Brillanz der Fotografien animiert zum Studium von Möhrenrunzeln und Blattbuchtungen, und man fragt sich, warum oft genug noch der »Hochglanz« die erhabenere Oberfläche sein soll.
Die Hilfsmittel grafischer Didaktik beschränken sich auf vier Symbole, die Gliederung der Themen ist unkompliziert; entsprechend benennt der dezente, lebende Kolumnentitel außer der Pagina lediglich die Jahreszeit. Das Buch ist übers Kochen hinaus eine animierende Sehschule. Wenn man möchte, geht man sofort in die Küche oder verkriecht sich mit dem Buch zum Schmökern aufs Sofa. Oder geht raus in die heimischen Wiesen, in die Wälder und genießt die pflanzliche Natur.