Die Welt in Leipzig
BUGRA 1914
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Ein kleines knallgelbes Buch, ein auffälliger Klotz, 800 Seiten dick. Man greift sofort zu, weil es so griffig aussieht wie es ist. Diese Publikation erscheint zum 100. Jahrestag der Bugra. Das Ausmaß und die Bedeutung der Leipziger Weltausstellung für Buchgewerbe und Grafik im Jahre 1914 geriet bald in Vergessenheit, überschattet vom Beginn des Ersten Weltkrieges.
Im Format wie der Baedeker-Reiseführer, in Einbandfarbe als Anspielung an die Elektrifizierung, in ähnlichem Umfang wie der damalige Katalog ist das Lesebuch mit zahlreichen Abbildungen ein Führer durch die Kulturgeschichte dieser Leistungsschau.
Der Inhalt beginnt wortlos mit einem Fotoessay über den heutigen Zustand des ehedem weitläufigen Ausstellungsgeländes. Die zahlreichen Aufsätze sind so geschickt proportioniert, dass die im Vorderschnitt als ganz feine bunte Linien erscheinenden farbigen Kapiteltrennblätter einen rhythmischen Takt schlagen. Dunkelgraues Vorsatz, dunkelgrauer Kopfschnitt lassen das ohnehin präsente Volumen noch plastischer erscheinen.
Die mutige Wahl der Grundschrift, eine recht breit laufende Antiqua mit gering ausgeprägter Oberlänge, findet einen eleganten Partner in der in sehr kleinem Grad gesetzten feinnervigen Serifenlosen. Viele querformatige historische Bilder füllen gestürzt die Seiten. Ja, warum denn nicht? Sie sind Zitat historischer Gestaltungsmittel, die auch heute noch angemessen sein können. So gelingt dieser Buchgestaltung ein Kunststück, nämlich ein heutiges Buch ohne Retro-Allüren in Form zu bringen und zugleich mit historischem Bewusstsein anzureichern – damit das große Unternehmen der Bugra seine gehörige Erinnerung erfährt.