Max Eicke
Dominas
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Auf der Vorderseite zeigt der rote, abwaschbare Plastik-Umschlag in Magazinformat textlos ein grob gerastertes Frauenbildnis. Auf der Rückseite stehen Thema und Fotograf in dominanten Lettern: Dominas. Max Eicke.
Der Fotograf komponiert alle Portraits als Bruststücke. Vor neutralem Hintergrund schauen die Frauen in Dreiviertelansicht mit sonderbarer Gelassenheit aufmerksam ins Objektiv. Auffällig ist der Blickkontakt, nämlich das Beobachten in beide Richtungen. In ihrer Arbeitskleidung und mit Berufs-Make-up schauen die Frauen ohne ausdrückliche Gestik oder Mimik auf den Betrachter zurück. Der Fotograf zeigt sie als Personen, keineswegs als Erfüllungsgehilfinnen.
Eine zweite Bildebene steht zu diesen fein gerasterten Farbstudien in denkbar größtem Kontrast. Schwarzweißaufnahmen sind durch allergröbste Rasterweite kryptisch abstrahiert. Mit dicken schwarzen Rasterpunkten sind die vorstehenden Seiten übersät, die das Geschehen zunächst verschleiern. Erst wenn der Betrachter ganz langsam ungenau hinschaut, werden die Bildausschnitte immer deutlicher. Sie gleiten genau dann stufenlos ins Kopfkino hinüber, wenn sich die Augen schließen: Szenen der professionellen Interaktion zwischen Klient und Domina. Voyeuristische Annäherung kann hier nur dadurch entstehen, dass sich der Betrachter entfernt – die Rasterweite durch räumlichen Abstand verkleinert. Um überhaupt etwas zu erkennen, müssen die porträtierten Frauen als Personen verschwinden – um als Domina in die Szene zu treten.
Dieses empathische Projekt ist eine psychologische Studie mit den Mitteln künstlerischer und buchgestalterischer Konzeption.