Niklas Maak, Leanne Shapton

Begründung der Jury

Promenadologische Durchleuchtung

Die weiße Prägung der akkuraten Fläche von Manhatten steht in dezentem Kontrast zum cremigen Papier des Einbandbezuges. Die zahlreichen Piers sind eingezeichnet, die wie kurze Borsten aus dem Umriss herausstechen. Mit fettem Pinselstrich gezeichnete Buchstaben bilden den Titel, senkrecht angeordnet wie die Werbebeschriftungen an hohen Häusern der Dreißiger-Jahre-Moderne, seitlich in die Geh- und Blickrichtung der Passanten gehängt. Daneben wiederholt der Pinsel das Orange als vibrierende Linie in ganzer Höhe des Buches.
Einer Feldforschung ähnlich unternehmen die Autoren eine urbane Geländebegehung. Sie durchqueren auf einer gedachten Linie zu Fuß das Herz der Megacity. Dabei schildert der Architekturpublizist spontane Eindrücke, Dinge, die in der gebauten Stadt lebendig sind.
In den beigelegten Stadtplan ist der Fußweg genau eingezeichnet. Das Kolorit der Kartografik passt wunderbar zur gesamten Buchausstattung.
Die kurzen oder mittellangen Texte stehen im schlanken Buchformat in noch schlankeren Spalten. Zwischen die Textblöcke schieben sich monochrome Pinselzeichnungen, der Abstraktion so nahe wie von der konkreten Inspiration entfernt. In weichen Formen hinterlässt die wässrige Farbe eine warmgraue Patina. Man denkt an regennasse Flächen, Spuren im Asphalt, Umrisse im Gegenlicht.
Der Leserbetrachter nimmt Teil an einem ruhigen, gleichermaßen spannenden Projekt: der promenadologischen Durchleuchtung einer Metropole durch die allmähliche Veränderung des Standpunkts.