Sebastian Rether
FOC / FEUER
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Ein heller Einband. Mattweißer Papierbezug. Raues Papier, sehr rau. Geknittert, mit Falten, wie frisch geschöpft, und einer Struktur, deren Schattenkanten wirken wie das Kräuseln einer Wasseroberfläche. Eine Figur ist zu erkennen; zaghaft schälen sich wenige hauchdünne Linien aus dem Faltenmeer. Eine Figur mit Hundekopf und Stahlhelm.
Sparsames Vorwort. Kleine Schrift. Schreibmaschinenschrift. Lettern tanzen auf der Schriftlinie. Es gleicht einem Zittern. Das Buch »ist eine grafische Geschichte, die sich mit den Kriegsjahren von 1933 bis 1945 auseinandersetzt. Sie erzählt die Erlebnisse eines jungen Soldaten aus Siebenbürgen …«, inspiriert durch den Großvater des Zeichner-Autors.
Dort, im Hintergrund, kaum erkennbare Figuren. Da geht etwas vor sich. Was genau? Erleichterung, dass nicht mehr Details zu sehen sind: Auf 363 Seiten doppelseitige Szenen, skizziert mit langen durchgezogenen Linien. Sehr feinen, schwarzen Linien. Von immer gleichbleibend geringer Strichstärke.
Enorm viel Papierweiß – weiße Flecken auf der Landkarte des Gedächtnisses, nahezu flächendeckend. Fast leere Buchseiten, die besonders in den Landschaftsandeutungen eine suggestive Dreidimensionalität gewinnen.
Fehlstellen der Erinnerung, unvollständig die Bilder. Sparsam, mager, ungewiss.
Erinnerungen tauchen auf, Details versinken.
Im Meer unrühmlicher Vergangenheit.