Julie Völk
Guten Morgen, kleine Straßenbahn!
- Kategorie
- Kinderbücher - Jugendbücher
Begründung der Jury
Dies Kinderbuch hat eine mustergültige Form: Querformat, etwas stumpfer als DIN A4 / mattes, elfenbeinfarbiges Naturpapier, auch für den Bezug des Pappbandes / integriertes Vorsatz, bedruckt mit dem Hauptmotiv als Vignette / filigrane Zeichnungen / thematisch ideales Farbklima.
Der Betrachter verfolgt die erste morgendliche Fahrt der Straßenbahnlinie von Endstation zu Endstation. Die Zeichnungen sind spannend und spannungsreich zugleich. Spannend durch die vielen Ideen, Details, Häuserformen und Bezüge, die die Zeichnerin in die Bilder packt. Zum Beispiel das flache Kuppeldach des kleinen Kiosks an der Starthaltestelle, das auf den orientalischen Ursprung dieser Gebäudeform verweist. Oder das Spielzeugriesenrad, das der Schulbub vom Straßenboden aufhebt und bis zur Endstation, dem Riesenrad im Original, mitnimmt.
Spanungsreich sind die wortlosen Szenen vor allem durch die Farbgebung: monochrome Farbstiftzeichnungen mit farbigen Akzenten, vorherrschendes Rot-Gelb der Straßenbahn, das Gelb wiederkehrend im morgendlichen Laternenlicht. Selten hat man die Dämmerung so wunderbar erhellend erlebt. Aber auch die starke Verkleinerung der Originalzeichnungen der Künstlerin ist ein formales spannungssteigerndes Mittel: Man betrachte zum Beispiel gleich zu Beginn die detaillierte Fußlandschaft der wartenden Fahrgastschlange.
Die Ortschaft selbst ist nostalgisches Terrain: ein Appell an uns Erwachsene, die kinematografischen Enkel von Jaques Tati.