Moshtari Hilal
Hässlichkeit
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Anhand ihrer eigenen Biografie prüft die Autorin immer wieder, wie systematisch die Medien an der chirurgischen Normierung weiblicher Schönheit unter dem Primat der Beglückungsindustrien beteiligt sind. Ihre soziologisch reflektierenden Darstellungen illustriert sie mit künstlerischen Selbstbildern und historischen Bildzitaten.
Das Bildmotiv auf dem Einband verstört und zieht zugleich in Bann: Aus einem zerknitterten Schwarzweiß-Porträt der jungen Autorin fixiert ein Auge fröhlich die Betrachtenden. Dieser Blick ist nur der Rest einer Unbefangenheit, mit der das Mädchen einst in die Kamera schaute. Nunmehr ist das Mädchengesicht durch Knitter entstellt, das Unbekümmerte ist gebrochen. Dieses Motiv erscheint auch auf den Vorsatz- und Nachsatzpapieren.
Der eigenartige Farbton von Einband, Vorsatz und auch der Kapiteltrennseiten im Buchinneren begleitet die Lektüre. Das Papier scheint wie unter einer homogenen, opaken Schicht von Hautpuder zugeschminkt – oder wie die stumpfe Plastikhaut einer Puppe. Es ist genau diese Tonalität, die den Blick dafür schärft, wie die Kosmetik mit dem Skalpell in Haut und Knochen dringt. Ein »moralisierendes Verständnis von Schönheit« zwingt Frauen zur Selbstoptimierung, zur Unterwerfung unter Normierungsdruck. Zitat: »Wir überarbeiten unsere Bilder, bis sie nicht mehr auf unsere Gesichter passen, bis sie die Gesichter anderer Menschen werden, bis wir unsere Gesichter den Bildern anpassen, bis unsere Gesichter in die Bilder passen.«