Annika Eliane Krause
Hallo und Auf Wiedersehen
Frauen in Grenzgängen des Lebens
- Kategorie
- Ratgeber - Sachbücher
Begründung der Jury
Neun Frauen bereiten sich auf Grenzsituationen des Lebens vor. Es sind Frauen, die bald gebären, und Frauen, die bald sterben werden. Die Fotografien möchten nichts Spektakuläres berichten. Dennoch schaut man gebannt und gerührt auf die Bilder, weil sie etwas Existenzielles zeigen, das in unserer Gesellschaft weitgehend klinisch tabuisiert ist. Allen Fotografien gemeinsam ist die gedämpfte Stimmung. In indirektem Licht und feinen Abstufungen umspielen warme Farbtöne dunkle Schattenhöhlen. Die einprägsamen Bilder stehen auf mattem, saugendem Papier – kein anderer Untergrund wäre geeigneter.
Die Porträtkapitel folgen im Wechsel von Gebären und Sterben. Großzügige Doppelseiten leiten mit Vornamen und Lebensdaten ein. An den Großbuchstaben fällt ihrer besonderen Schriftgröße wegen ein markantes Detail auf: Dort, wo Schrägen und Rundungen in spitzem Winkel zueinander stehen, weitet sich die Engstelle. Diese sogenannten Tintenfallen verhindern besonders in kleinen Schriftgraden, dass die Druckfarbe in das Buchstabenbild läuft – etwa ein dezentes Symbol für die helfende Hand? Die Fotografin ließ sich während des Projekts zur Geburtsbegleiterin wie auch zur Sterbebegleiterin ausbilden.
Farbverläufe schmücken die Einleitungsseiten. Beim Geburtstag strahlt aus der Buchmitte heraus ein warmes Rosa. Beim Sterbetag ist es umgekehrt: Aus dem Falz fällt das Papierweiß wie ein Lichtstrahl herein. Die Verläufe kommen auch auf Vor- und Nachsatz zur Geltung. Dieser grafische Einfall visualisiert das Thema als geradezu minimalistische Allegorie: Geburt und Tod als Passage.