Jakob Hinrichs
Hans Fallada – Der Trinker
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Eine Graphic Novel. Der vornehme Ausdruck bestätigt den künstlerischen Rang eines Mediums, das jahrzehntelang im Verdacht stand, die Kinder von gescheiter Bücherbildung abzuhalten. Dieser Comic belegt, dass auch Bildergeschichten von litarischer Qualität sein können. Und er führt eindrücklich das für dieses Bildmedium charakteristische Gestaltungsmittel vor Augen: die Sequenzierung durch Panels – das heißt, die nichtlineare Inszenierung des Geschehens in mehreren Bildern auf einer Seite.
Ein Beispiel dafür ist die Seite 97, auf der die Hauptfigur im Vollrausch halluziniert. Neun gleichgroße Panels fungieren gleichzeitig als Multiscreen, als Splitscreen, als filmisch geschnittene Einstellungen und als Gesamtbild, das durch panelübergreifende diagonale Zackenrisse entsteht – ein wörtlich ins Bild gesetzter Filmriss.
Kräftige Pinselzeichnungen sind flächig in vierfarbigem Druck koloriert – jedoch nicht im Standard von Cyan, Magenta, Gelb und Schwarz, sondern in vier Sonderfarben als deren Stellvertreter. So definiert der Zeichner auf kreidiger Farbpalette regelrechte Stimmungsregister, die er so einsetzt, wie in frühen Stummfilmen die szenischen Grundemotionen in Farben codiert wurden.
Ein weiteres Beispiel seiner ikonografischen Bewanderung: das Bildzitat des Pointillisten George Serat.