Franz Dobler
Ich will doch immer nur kriegen was ich haben will
Gedichte 1991 – 2020
- Kategorie
- Allgemeine Literatur
Begründung der Jury
Das Porträtfoto, grobkörnig wie der Schnee eines unsauber justierten Fernsehsignals, schiebt sich aus dem Format des Einbandes heraus. Das dunkle Glas der Sonnenbrille verwandelt sich in eine riesige Pupille. Auf der entgegengesetzten Seite ist auch die dunkle Schulter vom extremen Anschnitt betroffen; sie schiebt sich ihrerseits über den Buchrücken nach hinten, wo die schemenhafte Schulterklappe des Mantels einem Griff gleicht.
Von der gedämpften Atmosphäre des Pappbandes ist auch das Innere der Gedichtbandes durchströmt. Die Versfolgen wechseln mit ganzseitigen Fotografien. Schrift wie Bilder erscheinen einfarbig in einem geschönten Schwarz gedruckt; das verleiht den Fotografien einen Hauch von Sepiatonung – eher melancholisch als nostalgisch gemeint. Die Blicke der Fotokamera berühren Beiläufiges, und nicht das Fragwürdige der großen Probleme, sondern die Selbstverständlichkeit des Banalen erscheint hier rätselhaft.
Mit der Sensibilität für diese Stimmung wurde die zierliche Schrifttype ausgewählt, deren Ecken an einigen Stellen gekappt und deren Serifen fein gerundet sind. Angenehme Weißräume umgeben die linksbündig flatternden Gedichte. Deren Umrisse, also die Polygone der Weißräume, erscheinen überhaupt nicht beliebig, obwohl ja – oder weil – die Gedichte selbst das Zeilenfallprofil vorgeben.
Der tiefsinnige Einband, der unprätentiöse Ablauf von Gedichten und Bildern, die besondere Druckfarbe auf einem geglätteten, leicht gelblichen Papier – das lässt erahnen, dass auch die Ausstattung eines Buches als Allegorie des Autorenwerkes verstanden werden kann.