Okwui Enwezor (Haus der Kunst), Feridun Zaimoglu, Danièle Cohn u.a.
Jörg Immendorff. Für alle Lieben in der Welt. …
Feridun Zaimolgu: Ich, Immendorff
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- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Das Buchleinen wird zur Leinwand statt zum Einband. Außen mit zwei Prachtblüten bedruckt, wird es nicht auf Deckenpappen kaschiert, sondern von innen, also dort, wo normalerweise der Leim draufkommt, abermals bedruckt mit dem Bild einer farbigen Immendorf-Skulptur. Die will man natürlich sehen. Aber so einfach geht das gar nicht, die wuchtigen 706 Seiten so zu bewegen, dass sich das doppelt gelegte Buchleinen knitterfrei auffaltet.
Noch nicht einmal bei der ersten Seite angelangt, und schon sieht man sich in eine Kollaboration mit der Kunst verwickelt. Tatsächlich los geht es mit einem raschen Papierwechsel von mattem Gelblich, mattem Beige und mattem Bräunlich, die jeweils einleitende Textbeiträge tragen. Ja, tragen darf man sagen, weil der kompakte Satzspiegel und die Textur des Schriftbildes das Gravitätische von frühneuzeitlichen Drucken zitieren. Das liegt auch an der Schrifttype selbst: eine plastische Barockantiqua (aus heutigen Zeiten) mit einer enorm kalligrafischen Kursive. Angemessen erscheint denn auch der pompöse Mittelachsensatz der Aufsatztitel, frecherweise ganz an den rechten Seitenrand geschoben. Obendrein attackiert die überdimensionierte Seitenzahl die Erwartungen, denn sie tut so, als sei sie eine Kapitelnummer. Paralleler Witz am jeweiligen Textbeginn: Hier findet sich eine große, einsam ins Abseits gestellte Initiale, sodass die erste Zeile stumpf mit dem zweiten Buchstaben beginnt.
Dann endlich beginnt der Rausch der Bilder, dazwischen eingeschossene, verkürzte Blätter, in roter Schreibmaschinenschrift: »... rein jetzt mit allen Farben aus allen Kübeln.«