Kent Klich
Kent Klich. Gaza Works
- Kategorie
- Kunstbücher - Fotobücher - Ausstellungskataloge
Begründung der Jury
Eingefrorene Dynamik
Ein einziger Blick auf den Umschlag, und man kann sich der Brisanz des Buches nicht erwehren. Ein großes verschattetes Profil in starkem Anschnitt, nur Nase, geöffnete Lippen und Kinnkurve bis zum Hals, nimmt fast die ganze Vorderseite des Umschlages ein. Die gewellte Negativform – den Hintergrund – füllen kleinteilige, dunstige Halbtöne: gestikulierende Männer, wehende Fahnen. Die ganze Kartonfläche hat eine sandfarbene, hautfarbene, ja milde Grundierung, die eingefrorene Dynamik des Bildmomentes wird bereits zu einem zeitgeschichtlichen Merkmal. Die kurzen Titelzeilen sind souverän, aber zurückhaltend platziert.
Dreiseitiger Farbschnitt: formal mattschwarz – inhaltlich ein sehr breiter Trauerrand.
Das alles ist nicht aufregend nur wegen der aufregenden Fotografie, es zeugt bereits von einer spannenden Buchgestaltung.
Die Wiedergabe der Fotos ist anspruchsvoll: Die Farbbilder sind kontrastreich gedruckt, die schwarz-weißen sind nuanciert, im zweifarbigen Duplexdruck. Dass die Typografie der Aufsätze das bildnerische Anliegen – auch auf Nur-Textseiten – immer mitbedenkt, wird besonders deutlich, wenn sich die Kolumne seitlich einschnürt, als wäre ein unsichtbares Bild eingeklinkt – mit frappierender Wirkung auf den Lesevorgang.
Der schwedische Fotograf Kent Klich hat zwischen 2001 und 2017 das schwer bewaffnete, tödliche Geschehen aus der Perspektive der arabischen Bevölkerung im Gazastreifen verfolgt.